Trendbarometer zum AfD-Eklat: Zwei von drei Befragten halten Merz‘ Vorgehen zu Händen falsch

Im neuen RTL/ntv-Trendbarometer fällt die Union auf 28 Prozent – wenige Tage nach den gemeinsamen Abstimmungen von CDU/CSU und AfD im Bundestag. Genau das bewertet eine Mehrheit der Befragten als falsch. Selbst unter Unionsanhängern sind die Zweifel am Kurs von Kanzlerkandidat Merz groß.
„Das war in der letzten Woche eine Ausnahme“, beteuert Friedrich Merz im Interview mit ntv. Der Unionskanzlerkandidat meint die Abstimmungen im Bundestag. Erst verabschiedeten Union, FDP und BSW zusammen mit der AfD einen Entschließungsantrag zur Asylpolitik. Dann versuchte Merz am Freitag mit der AfD zusammen einen Gesetzentwurf durchzubringen, scheiterte aber an den Abwesenden in den Fraktionen von Union und FDP. Es folgten Proteste in zahlreichen Städten mit zusammen hunderttausenden Demonstranten, die von der Union die Aufrechterhaltung der sogenannten Brandmauer zur AfD einforderten.
Im neuen RTL/ntv-Trendbarometer fällt die Union auf 28 Prozent, nachdem sie über Monate zwischen 30 und 32 Prozent lag. Ursächlich könnte eine mangelnde Zustimmung zu Merz‘ Kurs sein. Im Auftrag von RTL und ntv fragte Forsa, ob das „Vorgehen von Friedrich Merz, zusammen mit der AfD eine Mehrheit im Bundestag für seinen Antrag zur Flüchtlingspolitik herbeizuführen“, richtig gewesen sei. Ja, sagen 36 Prozent der Befragten. 59 Prozent finden dieses Vorgehen „nicht richtig“.
Im Lager der Anhänger von CDU und CSU findet eine Mehrheit von 60 Prozent das gemeinsame Abstimmen mit der AfD richtig. Immerhin 34 Prozent halten das für falsch. Unter den AfD-Anhängern finden 85 Prozent Merz‘ Vorgehen richtig. Bei den Anhängern der FDP gibt es eine Mehrheit von 63 Prozent für die gemeinsame Abstimmung mit der AfD, beim BSW finden 60 Prozent der Anhänger das Ganze richtig.
Naturgemäß bewerten die Anhänger der linken Parteien Merz‘ Verhalten gegensätzlich. 94 Prozent der Grünen-Anhänger, 88 Prozent der SPD-Anhänger und 92 Prozent der Linke-Anhänger sagen auf Nachfrage, Merz‘ Vorgehen sei „nicht richtig“ gewesen. Spannender als das Klientel, das eher ohnehin nicht Union wählt, sind die Antworten derjenigen, die sich noch nicht für eine Partei entschieden haben. 70 Prozent der Unentschlossenen gaben an, die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD sei „nicht richtig“ gewesen. 28 Prozent fanden Merz‘ Vorgehensweise dagegen „richtig“.
Merz begründete die „Ausnahme“ der vergangenen Woche unter anderem damit, dass die Wählerinnen und Wähler vor dem 23. Februar sehen sollten, wer in der Migrationsfrage wo stehe. Der CDU-Chef hatte die Union grundsätzlich konservativer ausgerichtet und so mit dem Kurs der langjährigen CDU-Vorsitzenden Angela Merkel gebrochen. Doch nur eine Minderheit hält das für ratsam. Der Aussage „Die CDU sollte eher einen Kurs der politischen Mitte verfolgen wie früher mit Angela Merkel“ stimmten 58 Prozent aller Befragten zu. 37 Prozent stimmten der Aussage zu, „Die CDU sollte eher wie mit Friedrich Merz die konservativen Werte betonen“.
Unter den Unionsanhängern verhält es sich genau umgekehrt: 39 Prozent befürworten einen mittigeren Kurs, 58 Prozent finden die Ausrichtung unter Merz richtig. Auch 60 Prozent der FDP-Anhänger und 72 Prozent AfD-Anhänger finden Merz‘ konservativeren Stil mehrheitlich richtig. Die Unentschlossenen hat Merz aber erneut nicht hinter sich: 55 Prozent befürworten eher die Merkel-CDU, 36 Prozent sind bei Merz.
Und dann ist da noch die große Frage der Glaubwürdigkeit. Würde die Union, wie von Merz hoch und heilig versprochen, tatsächlich unter keinen Umständen eine Regierung mit der AfD bilden? Nur 51 Prozent glauben das nicht. 41 Prozent der Befragten halten das dagegen für möglich. Einzig unter den Unionsanhängern ist eine deutliche Mehrheit von 80 Prozent der Meinung, Merz würde keinesfalls mit der AfD koalieren. Bei den FDP-Anhängern sind es immerhin noch 67 Prozent.
Die SPD-Anhänger sind unentschieden: 45 halten eine schwarz-blaue Koalition für möglich, 49 Prozent nicht. Bei den Grünen sind es 55 Prozent, bei den Anhängern des BSW 63 Prozent und jenen der Linken 70 Prozent, die Merz den Bruch seines Versprechens zutrauen. Unter den Anhängern der AfD machen sich 51 Prozent Hoffnung auf eine Koalition mit der Union. 40 Prozent der AfD-Anhänger glauben nicht daran.
Dass Merz seine Wahlaussichten beschädigt haben könnte, zeigt auch eine weitere Forsa-Umfrage zu den wichtigsten Themen für die jeweils eigene Wahlentscheidung. Unter den vorgeschlagenen Themen stimmten 62 Prozent bei „Schutz der Demokratie und die Bekämpfung des Rechtsextremismus“ zu – genauso viele waren es schon im Oktober vergangenen Jahres. Auf Platz zwei rangiert „die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage“ mit 55 Prozent, vier Prozentpunkte mehr als noch vor vier Monaten. Mit unverändert 49 Prozent liegt „Kriminalität und innere Sicherheit“ auf Platz drei.
„Die äußere Sicherheit Deutschlands“ folgt mit ebenfalls unveränderten 44 Prozent auf Platz vier. Die „soziale Sicherheit“ gehört für 38 Prozent zu den sehr wichtigen Themen für die eigene Wahlentscheidung. Auf 38 Prozent kommen „die Entfremdung zwischen Politikern und Bürgern“, „Zuwanderung und Flüchtlinge“ folgt mit 36 Prozent“, und schließlich „Klima- und Umweltschutz“ mit 32 Prozent.
Die Daten des RTL/ntv-Trendbarometers wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 31. Januar und 3. Februar erhoben. Datenbasis: 1009 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Source: n-tv.de