Toilettenarchitektur: Der müssende Mensch
Erst kommt das Fressen, dann die Moral, was aber passiert zwischendrin? Verdauung natürlich. Und notwendigerweise der Gang zum Klo. Denn ganz gleich, wie zwanglos und souverän der moderne Mensch zu sein glaubt, die Eingeweide seiner Existenz sind stärker. Sein Innerstes drängt nach außen, die Natur verlangt ihr Recht. Nur soll diese Kränkung des souveränen Ichs bitte ein Geheimnis bleiben, alle kennen es, niemand darf davon wissen.
„Das Klosettloch erscheint uns wie das Tor in den Tod, nur rasch weg davon, nur schnell vergessen, die Fäulnis und Verwesung“, schrieb der Künstler Friedensreich Hundertwasser in einem Manifest am Ende der Siebzigerjahre. Und das ist der Grund, warum öffentliche Klos sind, was sie sind: Orte des kollektiven Selbstekels und des geteilten Schreckens. Verdrängte Orte, verdreckt, verkommen, Orte, denen selbst etwas Verdautes anhaftet. Oder, im Fall der Dixi-Klos, der Charme einer Legefabrik.