Tiefkühlpizza: Hochverarbeitete Lebensqualität

In der Reihe „Die Pflichtverteidigung“ ergreifen wir das Wort für Personen, Tiere, Dinge oder Gewohnheiten, die von vielen kritisiert und abgelehnt werden. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 19/2025.

Als Berti Vogts noch Nationaltrainer von Aserbaidschan war, hat er einmal gesagt: Man muss hier nur die Augen zumachen, dann ist man quasi in Italien. Mit der Tiefkühlpizza verhält es sich ähnlich. Für den Preis eines Großstadtcappuccinos schickt sie Kiffer-WGs an die Amalfiküste und Männer, die gerade ihre Familie verlassen haben, zurück nach Bardolino am Gardasee, wo sie ohnehin das letzte Mal glücklich waren. Menschen mit wenig Zeit und kulinarischen Vorbehalten ermöglicht sie Mittagspausen am Adriastrand, Nachtschwärmern einen Mitternachtssnack am Piazza Navona in Rom. Wer sich nach der Pomodoro Piccante noch eine Rennie reindrückt, wird am nächsten Morgen aufwachen und denken: So geht hochverarbeitete Lebensqualität.