Thyssenkrupp: Gut den Stahl-Stellenabbau wird wieder verhandelt

In den festgefahrenen Streit zwischen Thyssenkrupps Stahlsparte und der Gewerkschaft IG Metall über die Restrukturierung des Unternehmens kommt Bewegung. Beide Seiten haben am Mittwoch eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet und beschlossen, wieder Verhandlungen aufzunehmen, die im Sommer im Abschluss eines Tarifvertrags münden sollen.
Thyssenkrupp Steel nennt nun keine explizite Zahl mehr, wie viele Stellen im Zuge der Sanierung wegfallen sollen. Statt dessen heißt es in einer Unternehmensmitteilung vage, man sei einig mit der IG Metall, dass „standortübergreifend auf Basis des industriellen Konzepts umfassende Personalanpassungen vorgenommen und Kosten gesenkt werden müssen“.
Der Duisburger Stahlriese schreibt Verluste, weil er unter Überkapazitäten, Billigkonkurrenz auf dem Weltmarkt und dem Druck zu klimafreundlicherer Produktion leidet. Deshalb war seit dem Herbst eigentlich geplant gewesen, bis 2030 insgesamt 11.000 Stellen abzubauen, 5000 sollten wegfallen und 6000 ausgelagert werden. Doch die IG Metall, die aufgrund der großzügigen Montan-Mitbestimmungsregeln bei Thyssenkrupp Steel viel mitzureden hat, wehrte sich vehement. Nun scheint der genaue Umfang des Stellenabbaus wieder offen.
„Ziel ist und bleibt es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“
Ferner heißt es, erklärtes Ziel „ist und bleibt es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“. Auch von den Schließungsplänen seines 600-Mitarbeiter-Werks in Kreuztal-Eichen rückt der Stahlkonzern ab. „Gemeinsames Ziel ist die Vermeidung eines unmittelbaren Schließungsbeschlusses“, halten Unternehmen und IG Metall nun fest. Stattdessen soll der Standort optimiert und über den Weiterbetrieb erst zum Ende des Geschäftsjahrs 2027/2028 entschieden werden.
Einige Punkte des ursprünglichen Sanierungskonzepts erhält der Konzern aber aufrecht. So soll die Produktionskapazität von derzeit rund 11 Millionen Tonnen Rohstahl im Jahr auf 8,7 bis neun Millionen Tonnen sinken.
Ferner bekennt sich das Unternehmen zur Fortsetzung des Baus der staatlich mit rund zwei Milliarden Euro geförderten Grünstahlanlage in Duisburg. „Als zweiter Transformationsschritt wird die Errichtung eines Elektrostahlwerks am Standort Duisburg geprüft und ausdetailliert“, schreibt Thyssenkrupp Steel weiter.
„Signal, dass es vorangeht“
Die IG Metall hatte zuletzt mehrere Bedingungen für Verhandlungen formuliert; die wichtigsten waren: keine Standortschließungen und keine betriebsbedingten Kündigungen. Marie Jaroni, die im Vorstand von Thyssenkrupp Steel für Transformation verantwortlich ist, sagte, die neue Grundsatzvereinbarung sei ein „wichtiger strategischer Schritt und zugleich ein Signal, dass es vorangeht“.
Knut Giesler, Chef der IG Metall Nordrhein-Westfalen und stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel bezeichnete das Papier als „Startschuss für Verhandlungen“ und sprach mit Blick auf das Werk in Eichen von einer „richtig guten Chance“.