Thilo Sarrazin: Der Möglichmacher

Er ist wieder da. Seit 14 Jahren, seit seinem Megabestseller Deutschland schafft sich ab von 2010, arbeitet sich Thilo Sarrazin Buch für Buch am Gefühl des deutschen Niedergangs ab. Dabei bewies der ehemalige Berliner Finanzsenator und Ex-Sozialdemokrat mit einer Mischung aus Diagnose und Prophetie oft Gespür für rechtsdrehende Debattenthemen mit Eskalationspotenzial. Und nun also Deutschland auf der schiefen Bahn, Teil zehn der deutschen Dystopie. Auf den ersten Blick ist alles wie immer: Der gewohnte Mix aus Datenwust und persönlicher Empirie, aus Überfremdungsangst und Bildungsbürger-Hybris, aus Eugenik und Polemik, die in den 2010er-Jahren zum Skandal wurde. Damals drohten Sarrazin-Buchpräsentationen in Handgemenge auszuarten. Kurz: Es war ein herrliches Spektakel für die Feuilletons, sodass sich mit alten Sarrazin-Interviews spielend noch drei Sarrazin-Bände füllen ließen.