Thermosphäre ändert sich durch Klimawandel: Es wird intim für jedes Satelliten
In der Politik findet der Klimawandel keine zentrale Aufmerksamkeit mehr. Doch die globale Erwärmung verkleinert den Platz für Satelliten in der Erdumlaufbahn. Das könnte sich zum Problem auswirken
Ganz schön viel los in der Erdumlaufbahn
Foto: ESA/AFP/Getty Images
Wir zerrütten mit der globalen Erwärmung das Leben auf Erden. Diese unangenehme Wahrheit haben fast alle Menschen akzeptiert – außer wirklich Unbelehrbare wie Donald Trump, der nun leider in der Position ist, die weltweite Klimapolitik zu zerrütten. Wir anderen trösten uns mit dem Gedanken, dass zumindest das Weltall unbefleckt bleibt, von wo traulich die Satelliten funkeln.
Aber selbst die sind vor den Folgen unserer fossilen Schweinereien nicht sicher. Wie eine neue MIT-Studie zeigt, wird es für die Satelliten eng. Die globale Erwärmung verkleinert den verfügbaren Platz für sie in der Erdumlaufbahn, denn: Der gleiche Treibhauseffekt, der die untere Atmosphäre erwärmt, kühlt die oberen Schichten ab, wo die Satelliten sind. Durch diese Abkühlung schrumpft die „Thermosphäre“ genannte Schicht, ihre Dichte nimmt ab und damit auch der Luftwiderstand.
Der ist wichtig, denn der zieht normalerweise Weltraumschrott zur Erde – das ist im Prinzip der Selbstreinigungsmechanismus der Erdumlaufbahn, weil alles, was in die untere Atmosphäre gezogen wird, beim Eintritt verglüht. Das ist auch deswegen nett, weil das dann aussieht wie Sternschnuppen. Das neue Phänomen der Thermosphäre nennen die Forschenden sympathisch „Sky Fall“, nicht zu verwechseln mit dem James-Bond-Film.
Kapazität für Satelliten in der Thermosphäre könnte um bis zu 66 Prozent abnehmen
Aber es bräuchte jetzt ehrlich gesagt schon einen größenwahnsinnigen Geheimagenten und einen Hollywood-Plot-Twist, um die katastrophalen Folgen noch aufzuhalten.
Denn die Forschenden rechneten aus, dass die Kapazität für Satelliten in der Höhe von 200 bis 1.000 Kilometern bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 66 Prozent abnehmen wird. Das heißt, das Risiko für Kollisionen und Massenkarambolagen steigt. Mehr als 10.000 Satelliten umkreisen die Erde, und es werden täglich mehr.
Elon Musk will 34.000 Starlink-Satelliten in die Erdumlaufbahn schießen, China 38.000, Amazon 3.000 – und da hört die Liste noch lange nicht auf. Dazu kommen Millionen von Trümmerteilen und alles bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 25.000 Kilometern pro Stunde. Man muss kein Pessimist sein, um zu prognostizieren: Das wird nicht gut gehen. Von den Satelliten hängen nur leider ziemlich wichtige Dinge ab.
Beispielsweise das Internet, unsere Kommunikation, Navigation, die Wettervorhersage und Bankgeschäfte. „Let the sky fall / When it crumbles / We will stand tall / Face it all together“, singt Adele im Song „Skyfall“. Packen Sie für den Fall am besten schon mal einen Kompass ein, kramen die alten Überweisungsformulare raus und entstauben Ihren Brockhaus.
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Forst und Wüste
Svenja Bellerist freie Journalistin und Buchautorin. Für den Freitag schreibt sie die Kolumne „Forst und Wüste“ über Klimapolitik, Umweltschutz und was sonst noch alles schief geht. Seit einem Jahr berichtet sie im Team „Blue New Deal“ darüber, wie der Ozean noch zu retten ist. Im Sommer erscheint der dazugehörige Podcast