„The Human Fear“ von Franz Ferdinand: Da taumeln die Teebeutel
Es ist leider unmöglich, dieses Album ohne eine einführende Rückblende zu besprechen. Nostalgiegefahr hin oder her: Um das Phänomen Franz Ferdinand zu begreifen, muss man sich kurz in jene Transformationsphase Anfang der Nullerjahre zurückdenken, als Britpop und Indierock eine große Koalition eingingen, um als Indie ein gutes Jahrzehnt lang musikalische Breitenpolitik zu betreiben.
Es war eine geschmacklose Zeit. Die Zeit der CD-Wechsler, was unter Menschen mit Restdistinktionsdrang das mühevoll kuratierte Mixtape zum Go-to-Gegenmedium gedeihen ließ. Und so verkroch man sich, wenn an irgendeinem Teenager-Lagerfeuer mal wieder jemand Wonderwall klampfte, gerne in einen alten Volvo mit Kassettendeck und hörte dort vielleicht genau eines jener raren Tapes, auf denen diese völlig überdrehte Band aus Glasgow mit treibenden Riffs und vokalem Stakkato der Britpop-Weinerlichkeit den Teufel ausstampfte. Auf dem Tape-Inlet stand dann in Fineliner-Kalligrafie: Franz Ferdinand, Darts of Pleasure. Man lauschte, steppte mit einem Bein blödsinnigerweise im Beifahrerbodenraum mit, bis endlich jemand fragte: Ey, singen die da wirklich …? Und ja, die sangen da wirklich: „Ich trinke Schampus mit Lachsfisch.“