Tarifverhandlungen: Gewerkschaft ver.di ruft zu Warnstreiks im Rahmen dieser Deutschen Post hinauf
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post erneut ihre Mitglieder zu Warnstreiks aufgerufen. „Wir meinen es ernst und wir sind bereit, für unsere Forderungen zu kämpfen“, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
Die Beschäftigten in bundesweit ausgewählten Briefzentren seien am Dienstag zur Arbeitsniederlegung aufgerufen, teilte ver.di in Berlin mit. Unter anderem die Gewerkschaftsbezirke Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie Nordrhein-Westfalen kündigten Streiks in mehreren Briefzentren an.
Die Gewerkschaft fordert für die rund 170.000 Tarifbeschäftigten bei der Post sieben Prozent mehr Lohn und drei Tage mehr Urlaub. Ihre Forderung begründet die Gewerkschaft mit dem verteuerten Alltag und der gestiegenen Arbeitsbelastung, die mehr Freizeit und damit auch mehr Erholung erforderlich mache. In den Tarifverhandlungen hatte es laut ver.di in der zweiten Runde „kaum Bewegung und keine greifbaren Verhandlungsergebnisse“ gegeben.
Folgen der Streiks am Mittwoch spürbar
In Briefzentren werden die Sendungen sortiert und dann an Zustellstützpunkte weitergeleitet, wo Postboten die Briefe mitnehmen und dann ausliefern. Der Konzern befördert an normalen Werktagen allein über 40 Millionen Briefe. In der vergangenen Woche hatte die Gewerkschaft bereits an mehreren
Tagen zu Streiks aufgerufen. Die Folge waren Verzögerungen bei der
Zustellung von Briefen und Paketen.
Die Folgen des Warnstreiks am Dienstag dürften bei den
Verbraucherinnen und Verbrauchern erst am Mittwoch zu spüren sein. Denn
die Zustellstützpunkte waren für diesen Tag bereits vor Streikbeginn
beliefert. Am Mittwoch dürften in den Zustellstandorten jedoch weniger
Briefe sein als normalerweise.
„Heute ist der vierte Streiktag in der Tarifrunde bei der Deutschen Post AG in Baden-Württemberg“, sagte der dortige Landesfachbereichsleiter von ver.di, Andreas Henze. „Die Beteiligung ist stabil hoch, denn die Beschäftigten erwarten ein ernsthaftes Angebot für ihre Forderungen nach mehr Geld und mehr freier Zeit.“
Deutsche Post klagt über zu hohe Kosten
Der Post gehen die Forderungen zu weit. Sie klagt über zu hohe Kosten im deutschen Brief- und Paketgeschäft und pocht auf „wirtschaftlich vertretbare Lohnsteigerungen“. Dabei verweist das Unternehmen auf die im Digitalzeitalter schrumpfenden Briefmengen und den hohen Investitionsbedarf. Der Spielraum für Lohnerhöhungen sei „sehr gering“, hieß es vom Unternehmen.
Die Tarifgespräche sollen ab 12. Februar für zwei Tage fortgesetzt werden. Die Post kündigte an, dann ein Angebot vorzulegen.
„Statt darauf zu beharren, dass die Forderungen nicht finanzierbar sind, sollten die Arbeitgeber lieber genau zuhören“, sagte Gewerkschafter Thomas Großstück. „Die Beschäftigten wissen am besten, wie man die Arbeit entlastender und damit auch attraktiver gestalten kann und was faire Bezahlung bedeutet.“
Bei den Tarifverhandlungen im Jahr 2023 hatten sich die Gewerkschaft und die Post auf eine deutliche Tariferhöhung geeinigt, die über alle Einkommensgruppen hinweg einem durchschnittlichen Anstieg von 11,5 Prozent entsprach.