Tarifeinigung im britischen Gesundheitsdienst NHS

In Großbritannien haben sich Gewerkschaften und Regierung nach wochenlangen Streiks im staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) auf höhere Löhne geeinigt. Ob der Kompromiss umgesetzt wird, ist aber noch offen. Das letzte Wort haben die Beschäftigten und nicht alle Gewerkschaften empfahlen am Donnerstag die Annahme der Einigung, die für rund eine Million Beschäftigte Gültigkeit hätte.
Das Angebot umfasst eine Einmalzahlung von 2 Prozent des jeweiligen Gehalts für 2022/23 und eine Erhöhung um weitere 5 Prozent für 2023/24. Die mehr als eine Million Mitarbeiter hatten ursprünglich deutlich mehr gefordert.
In Großbritannien streiken seit Wochen zahlreiche Berufsgruppen angesichts der hohen Inflation für deutlich mehr Geld. Erst am Mittwoch hatten in London Zehntausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, darunter viele Assistenzärztinnen und -ärzte, für höhere Löhne demonstriert. Landesweit legten Hunderttausende die Arbeit nieder.
Heftigste Proteste seit den 1980er Jahren
Premierminister Rishi Sunak stand zuletzt unter starkem Druck, die heftigsten Proteste seit den 1980er Jahren zu befrieden. Die konservative Regierung hatte es lange abgelehnt, über mehr Geld für die NHS-Kräfte zu verhandeln und geltend gemacht, dass damit die hohe Inflation nur noch weiter angeheizt werde. Nun sprach sie von einer fairen und vernünftigen Lösung. Sunak sagte, wichtig sei, dass die Einigung für den Haushalt tragbar sei und nicht sein Vorhaben gefährde, die Inflationsrate zu halbieren.
Drei der bei den Verhandlungen vertretenen Gewerkschaften empfahlen ihren Mitgliedern eine Annahme der Offerte. Die Arbeitnehmervertretung Unite erklärte indes, sie werde zwar während der Mitglieder-Abstimmung die Streiks aussetzen, könne das Angebot aber nicht empfehlen.
Vor Weihnachten hatte die Pflegekräfte-Gewerkschaft RCN ihre Mitglieder erstmals in ihrer Geschichte zum Streik aufgerufen. Auch Rettungskräfte streikten. Der NHS gilt seit Jahren als unterfinanziert. Millionen Menschen stehen auf Wartelisten für Operationen.
Seit Monaten legen Arbeitskämpfe in verschiedenen Branchen das Land immer wieder lahm. So gibt es etwa bei der Bahn noch immer keine Lösung für alle Beschäftigtengruppen und bei allen Unternehmen.