Syrien: Viele Tote im Zusammenhang Ringen zwischen Armee und Assad-Anhängern

Angesichts der schweren Kämpfe gegen Anhänger des
gestürzten Machthabers Baschar al-Assad
hat die syrische
Übergangsregierung laut Sicherheitskreisen einen „großangelegten“
Einsatz im Westen des Landes gestartet. Wie das Verteidigungsministerium
in Damaskus mitteilte, wurden zusätzliche Kräfte in die
Küstenregion um Latakia und Tartus geschickt. Der Einsatz ziele auf „die
Überreste von Assads Milizen und ihre Unterstützer“, hieß es laut einem
Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Sana aus Sicherheitskreisen. In
Latakia, Tartus und in der weiter im Landesinneren gelegenen Provinz
Homs waren Ausgangssperren ausgerufen worden.

Bei den bisher schwersten Kämpfen zwischen
Kräften der islamistischen Übergangsregierung und Assad-Anhängern seit
dem Sturz des syrischen Machthabers im Dezember wurden binnen 24 Stunden
seit Donnerstag mindestens 130 Menschen getötet. Das teilte die Syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Zuvor war von mindestens 70 Toten die Rede. Laut den Aktivisten sollen 60 Kämpfer beider Seiten nach ihrer Gefangennahme hingerichtet worden sein. Unter den Toten waren demnach auch 7 Zivilisten, die von
Regierungskräften getötet worden seien. Zudem gibt es den Angaben
zufolge viele Verletzte.

Die
Türkei warnte mit Blick auf die Assad-Anhänger vor „Provokationen“, die
eine „Bedrohung für den Frieden in Syrien
und in der Region“ sein könnten, wie ein Sprecher des türkischen
Außenministeriums sagte. Die Spannungen in Latakia und Umgebung und die
Angriffe auf Sicherheitskräfte der Übergangsregierung könnten die
Bemühungen untergraben, „Syrien zu Einheit und Brüderlichkeit“ zu
führen. Die Türkei, die selbst mehrere Tausend Soldaten in Syrien
stationiert hat und dort vor allem gegen kurdische Milizen im Nordosten
vorgeht, ist ein wichtiger Unterstützer der Übergangsregierung in Syrien.

Auch das saudi-arabische Außenministerium verurteilte
im Onlinedienst X die „Verbrechen gesetzloser Gruppen in der Syrischen
Arabischen Republik und die Angriffe auf Sicherheitskräfte“. Saudi-Arabien bekräftigte zudem seine weitere Unterstützung für die neuen Machthaber
in Syrien
.

Alawiten befürchten Vergeltungsmaßnahmen

Die Zusammenstöße begannen nach Angabe der Beobachtungsstelle, als ein
Angehöriger der Sicherheitskräfte versuchte, eine gesuchte Person in
der Nähe von Dschableh festzunehmen. Er sei dabei in einen Hinterhalt
von Assad-Anhängern geraten. Die Regierungskräfte behaupteten laut Sana, den ehemaligen General Ibrahim
Huweidscha festgenommen zu haben, der für „Hunderte Morde“ zu Zeiten
des Assad-Regimes verantwortlich sein soll. 

Die Vororte der
Küstenstädte Banijas und Dschabla stehen laut der Beobachtungsstelle immer noch unter der Kontrolle
von Assad-Anhängern. Auch Assads Heimatstadt Kardaha und viele
alawitische Dörfer in der Nähe kontrolliert die Regierung demnach nicht.

Die Region im Westen Syriens ist
mehrheitlich von Mitgliedern der religiösen Minderheit der Alawiten
bewohnt, der auch der gestürzte Machthaber Assad angehört. Während der
jahrzehntelangen Herrschaft des Assad-Clans waren dort die Hochburgen
von dessen Anhängern. Seit ihrer Machtübernahme hat die neue syrische
Führung wiederholt versichert, die Minderheiten im Land zu schützen. Die
Alawiten fürchten jedoch Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Gemeinschaft.