StZ | Kurze Notiz über die Presse

Erinnert sich noch jemand an die RAF-Fahndungsplakate? Man sah darauf die zur Denunziation und zum Abschuss freigegebenen Mitglieder der Roten Armee Fraktion.
In einem Land mit Denunziationskultur, die gab es schon vor Corona, wurde so öffentlich Stimmung gemacht, gegen die gefährlichsten Gegner der BRD; sagen wir mal der bürgerlichen Demokratie, sagen wir mal der spätkapitalistischen Gesellschaft. (Hier nichts zu den wirklich Gefährlichen in Nadelstreifenanzug und Krawatte.)
Nun gibt die Stuttgarter Zeitung, die sonst eher hinter Raudis in den S-Bahnen oder Onanisten im Park her ist, eine Neuauflage mit des „Kriegsverbrechers“ Putins Freunden. Weil die so schön sind, gibt es eine Bildergalerie. Natürlich ist die StZ schlecht informiert, denn es gibt in dieser Welt zu der Asien, Afrika und Lateinamerika gehören vielleicht mehr „Russenfreunde“ als die StZ Platz für Bilder hat.
Aber darum geht es nicht, sondern: Auf Platz 1 bis 5(!) steht Frau Wagenknecht, dann folgt Frau Schwarzer.
Nun, ich kenne in meiner Umgebung niemand mehr, der dieses Blatt liest. Wenn doch, wäre es jetzt höchste Zeit. Wir haben das bekannte Niveau erreicht, wo nichts mehr darunter ist.
Und spätestens jetzt, gut dialektisch, sollte Frau Wagenknecht die beliebteste Politikerin aller noch nicht ganz verblödeten, d.h. friedliebenden, pazifistischen und antimilitaristischen Menschen sein. (Und hier ist nun keine Differenzierung mehr nötig.)
Lit.: Stephen Greenblatt: Schmutzige Riten. Betrachtungen zwischen den Weltbildern. Wagenbach 1991