Statistisches Bundesamt: Baugenehmigungen im Januar weiter stark zurückgegangen
Die Krise im deutschen
Wohnungsbau droht sich erheblich zu verschärfen: Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen brach zu Jahresbeginn wegen
gestiegener Zins- und Materialkosten so stark ein wie seit fast
16 Jahren nicht mehr.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden im Januar nur noch 21.900 Wohnungen
genehmigt, 26 Prozent oder 7700 weniger als ein Jahr zuvor. Das war bereits
der neunte Rückgang in Folge und der größte Rückgang seit April
2007. In den Zahlen sind sowohl die Zusagen für Wohnungen in
neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden
Gebäuden enthalten.
“Die anhaltend negativen Rahmenbedingungen zeigen ihre
drastischen Auswirkungen”, kommentierte der Hauptgeschäftsführer
des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver
Müller, die Entwicklung. Die Bundesregierung müsse dringend mit
einer deutlich aufgestockten Neubauförderung dagegenhalten. “Ansonsten wird nicht nur der Wohnungsneubau sowohl 2023 als
auch 2024 einen deutlichen Einbruch erleben”, sagte Müller.
Rückgang auch bei Mehrfamilienhäusern
Trotz akuten Wohnungsmangels in Deutschland waren die
Baugenehmigungen bereits im vergangenen Jahr gesunken, und zwar
um 6,9 Prozent auf 354.400. Das ist der niedrigste Wert seit
2018, da sich besonders private Bauherren zurückhielten.
Die Zahl der Bauzusagen für Einfamilienhäuser brach zu
Jahresbeginn um 25,5 Prozent auf 4.900 ein, die für
Zweifamilienhäuser sogar um 48,4 Prozent auf 1.300. “Auch bei der
zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern,
verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich”,
betonten die Statistiker. Hier gab es ein Minus von 28,6 Prozent
auf 11.500.
Gestiegene Zinsen, Material- und Fachkräftemangel
In diesem Jahr dürften nach Branchenschätzungen bestenfalls
250.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Bundesbauministerin
Klara Geywitz hatte im Januar eingeräumt, dass das Neubauziel
der Ampel-Koalition von 400.000 Wohnungen jährlich auch 2023
verfehlt werde. “Von einem kompletten Baustopp kann keine Rede
sein”, sagte Geywitz kürzlich zu der negativen Entwicklung im
vergangenen Jahr. Der Überhang von genehmigten, aber nicht
gebauten Wohnungen steige voraussichtlich weiter. 2022 seien
mehr neue Wohnungen genehmigt als 2021 fertiggestellt worden.
Gründe für die Entwicklung sind gestiegene Zinsen, Material- und Fachkräftemangel. Viele Bauvorhaben werden deswegen abgesagt.