Kurz vor dem ersten Amtsenthebungsverfahren gegen den inzwischen ehemaligen südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol, nachdem dieser Anfang Dezember überraschend das Kriegsrecht ausgerufen hatte, schrieb mir eine gute Freundin aus Seoul: „Korea steht gerade vor so großen Problemen. Alle sind besorgt. Was ist das für eine unglaubliche Welt, in der wir heutzutage leben? Es liegt so viel Chaos vor uns. Welchen Weg wir auch einschlagen, es wird große Gegenreaktionen geben.“ Diese Nachricht hat in mir nachgehallt. Nicht, weil sie eine überraschende Erkenntnis enthielt, sondern ganz im Gegenteil: weil sie eine bedrohliche Allgemeingültigkeit hatte. Sie hätte von so vielen Orten der Welt stammen können. Die Überforderung angesichts der sich aneinanderreihenden Krisen, die Veränderungsmüdigkeit, die Angst vor Polarisierung und Ausweglosigkeit – all das empfinden viele Menschen weltweit.