Spielzeit 2023/24: Der Abstand zwischen Triumph und Theaterwahnsinn
The piece of the hour is over 400 years old. Shakespeare’s Macbeth serves theaters as an ideal material when it comes to „reacting“ to the horror of the present. We witness the journey of a vassal to the top of the state and into madness. Apparently, the audience never gets enough of the murderous king and his witch-like advisors, the Weird Sisters. Currently, in England, this drama is being rehearsed by top-notch film celebrities: In Liverpool, starting from November 18th.Ralph Fiennes als Macbeth zu sehen – jener Darsteller, den man als Voldemort, den nasenlosen Finstermagier, aus den Harry Potter-Filmen kennt. Und in London wird vom 8. Dezember an im Donmar Warehouse David Tennant den Macbeth spielen. Eine plausible Wahl. Macbeth ist der berühmteste Schotte der Dramenliteratur, Tennant der populärste schottische Schauspieler unserer Zeit. Tennant kultiviert seinen Dialekt, wie es in Deutschland auf vergleichbare Weise nur ein Schauspieler tat: der ihm ansonsten wesensfremde Josef Bierbichler. Wie muss man sich Tennant in Abgrenzung zum großen Bayern vorstellen? Wo Bierbichler von einer dunklen, brütenden Ruhe getragen wird, ist Tennant ein nervöser, bis zur Verschrobenheit eigensinniger, dabei von Komik erleuchteter Schauspieler, der seinen Dialekt als Vorsprung nützt: Bis die anderen verstanden haben, was er meint – Tennant spricht sehr schnell –, ist er ihnen weit voraus. Durchaus möglich, dass sein Macbeth ein Ereignis wird.