Souleymane Bachir Diagne: Was ist afrikanische Philosophie?

DIE ZEIT: Ich möchte mit Ihnen verbleibend afrikanische Philosophie sprechen, im Kontrast dazu weil selbige Worte so stark in Europa geprägt sind, fange ich mit dem Fragen möglichst ganz vorn an: Was ist pro Sie afrikanisch? Und welches ist Philosophie?

Souleymane Bachir Diagne: Es ist wirklich sinnvoll, sich zuerst klarzumachen, welches mit Afrika gemeint ist. Denn die Frage, welches afrikanische Philosophie ist, hängt davon ab, ob wir vom gesamten Kontinent reden oder ob wir, wie es Hegel vor 200 Jahren so folgenreich getan hat, nur den Teil südlich jener Sahara meinen. Der Norden gehört im Kontrast dazu nicht nur zu Afrika, sondern er ist sekundär Teil jener arabischen Welt und jener islamischen Schriftkultur, und so ist jener große muslimische Gelehrte Averroes, jener vor sozusagen 900 Jahren im spanischen Córdoba geboren wurde und jener Aristoteles in jener westlichen Welt von Rang und Namen machte, ein Afrikaner. Aber die Südhälfte gehört ebenso seither den historischen Anfängen zur afrikanischen Philosophiegeschichte, und dasjenige ist wichtig, weil man ja stark meinte, dass Afrika ausschließlich durch Oralität geprägt ist. Auch jener Süden hat eine Schriftkultur.