Schweiz: Schweizer Regierung hält Krisensitzung wegen Credit Suisse ab

Die Lage der angeschlagenen Großbank Credit Suisse hat die Regierung der Schweiz auf den Plan gerufen. Die sieben Mitglieder des Bundesrates kamen am Spätnachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung in Bern zusammen, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtete. Am Abend seien weitere Beamte und Experten hinzugestoßen. Regierungssprecher André Simonazzi wollte sich gegenüber Reportern der Zeitung nicht zu dem Geschehen äußern.

Nach Informationen der Financial Times soll die Schweizer Bank UBS an der teilweisen oder kompletten Übernahme der Credit Suisse interessiert sein. Dies sei auch der Wunsch der Schweizer Aufsichtsbehörden. Die Banken selbst lehnten jeden Kommentar ab. 

Die Regierung könne Notfallmaßnahmen ergreifen, um den Prozess eines Zusammengehens von UBS und Credit Suisse zu beschleunigen, schrieb die Financial Times. So könne sie die eigentlich nötige Frist von sechs Wochen für die Konsultation der Aktionäre bei einer Übernahme verkürzen.

UBS soll Staatsgarantien für Übernahme der Credit Suisse fordern

Insidern zufolge fordert UBS umfangreiche Staatsgarantien für die mögliche Notübernahme der Credit Suisse. Es gehe um eine Größenordnung von rund sechs Milliarden Dollar, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Abhängig von den Bedingungen der Transaktion seien aber auch höhere oder geringere Beträge möglich. Die Garantien würden die Kosten für die Abwicklung von Teilen der Credit Suisse und mögliche weitere bisher nicht bekannte Risiken abdecken, sagten zwei Personen.

Die Schweizer Aufsichtsbehörden bemühen sich, noch vor dem Marktstart am Montag eine Lösung für die Credit Suisse zu finden. Sie drängen die UBS offenbar dazu, die Credit Suisse zu übernehmen. Das sagten drei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach wollen die Behörden so auch schwere Erschütterungen im internationalen Finanzsystem verhindern.

10.000 Arbeitsplätze bei der Credit Suisse sind offenbar bedroht

Über Details wird hinter den Kulissen offenbar fieberhaft verhandelt. Einem Eingeweihten zufolge verlaufen die Verhandlungen aber zäh. Eine Reihe von Punkten sei noch nicht geklärt. So gingen die Meinungen darüber auseinander, was mit der Investmentbank der Credit Suisse passieren solle.

Ein weiterer Diskussionspunkt sei ein möglicher Personalabbau. Es gehe um rund 10.000 Jobs, die meisten dürften auf Credit-Suisse-Mitarbeiter entfallen. Wenn alles rund laufe, sei eine Einigung bis zum Sonntagabend möglich, hieß es. Eine mögliche Alternative zur Übernahme durch die UBS sei der Einstieg des Schweizer Staates.

Die Credit Suisse war nach Skandalen und Misswirtschaft bereits angeschlagen, als sie Anfang der Woche nach dem Zusammenbruch des US-Geldinstituts Silicon Valley Bank in einen Abwärtsstrudel geriet. Sie erhielt eine Kreditzusage der Schweizerischen Nationalbank in Höhe von 50 Milliarden Franken (knapp 51 Milliarden Euro). Das konnte den Abwärtstrend des Aktienkurses aber nur vorübergehend stoppen.