Schwarz-Rot-Gold: Hitler und Goebbels schimpften sie „Reichsbananen“ – WELT
An ihren Feinden sollt Ihr sie wiedererkennen! Manchmal trifft dies modifizierte Zitat aus dem Neuen Testament (im Original: „Denn an ihren Früchten sollt Ihr sie wiedererkennen!“, Matthäus-Evangelium 7, 16) z. Hd. die Zeitgeschichte zu. Zum Beispiel im Falle welcher in den Jahren welcher Weimarer Republik sehr präsenten Massenorganisation Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Am 22. Februar 1924 wurde dies Bund zum Schutz welcher Demokratie in Magdeburg gegründet.
Das Reichsbanner und seine Mitglieder, durchweg prorepublikanisch eingestellte Veteranen des Weltkriegs 1914 solange bis 1918, waren Nazis wie Kommunisten gleichermaßen verhasst. Adolf Hitler behauptete im Mai 1928, in vergangener Zeit noch Anführer einer unbedeutenden Splitterpartei: „Zwölf Nationalsozialisten genügen, um 60 ,Reichsbananen‘ irgendwo hinzujagen!“ Auch sein Propagandachef Joseph Goebbels benutzte selbige Wortschöpfung und hetzte unter anderem gerne gegen die „Bananenjünglinge“.
Homolog sahen es die Kommunisten, die den solange bis zu 3,5 Millionen Mitgliedern des Verbandes für Demonstrationen gerne entgegenriefen: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ Das war eine Anspielung aufwärts die Revolution 1918/19, deren demokratische Erfolge in Wirklichkeit von welcher radikalen Linken gefährdet worden waren; nur mit Plackerei hatte die SPD seinerzeit vereinen Bürgerkrieg welcher extremem Linken gegen die extreme Rechte verhindern können.
Unter anderem, um welcher destruktiven Macht welcher organisierten kommunistischen und in vergangener Zeit noch „nur“ nationalistischen Veteranen irgendwas entgegenzusetzen, hatten sich verschiedene prorepublikanische Verbände ehemaliger Frontsoldaten Anfang 1924 geeinigt, eine gemeinsame Dachorganisation zu vertreten. Die Parteien welcher sogenannten Weimarer Koalition, darob SPD, DDP und Zentrum, unterstützten die neue Vereinigung, ebenso die unabhängigen Gewerkschaften.
Obwohl formal und rechtlich überparteilich, war dies Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold faktisch eine sozialdemokratisch geprägte Organisation. In weiten Teilen des Reiches standen solange bis zu 80 Prozent welcher Mitglieder welcher SPD nahe, in den katholisch geprägten Bergbauregionen waren es jedoch weniger: Hier dominierte dies Zentrum denn einzige echte deutsche Volkspartei welcher 1920er-Jahre.
Ursprünglich ein reiner Veteranenverband, öffnete sich dies Reichsbanner demnächst z. Hd. jüngere Männer, die nicht mehr Kriegsteilnehmer gewesen waren. Allerdings nicht z. Hd. Frauen, obwohl sie seit dem Zeitpunkt 1919 dies volle Wahlrecht hatten: Selbst einflussreiche Sozialdemokratinnen sprachen sich gegen weibliche Mitgliedschaften beim Reichsbanner aus. Man wolle kein „Amazonenkorps“.
Das Reichsbanner demonstrierte seinen Einfluss durch Aufmärsche und Veranstaltungen – in den 1920er-Jahren wurde Politik viel öffentlicher gelebt denn heute. Bis etwa 1928 gab es denn Konkurrenz nur den kommunistischen „Rotfrontkämpferbund“ und den nationalistischen „Stahlhelm – Bund welcher Frontsoldaten“. Doch dann machte die nationalsozialistische SA stärker aufwärts sich dabei.
Bald eskalierten Auseinandersetzungen aus Anlass von Aufmärschen anderer Organisationen. Natürlich behaupteten SA-Leute stets, Schuld an Ausschreitungen trügen die „anderen“, meist die Kommunisten, oft jedoch beiläufig dies Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Sich selbst schilderten die Nationalsozialisten denn unschuldig: „Es gab wüste Schlägereien und Saalschlachten, in denen immer wir die Angegriffenen waren.“
Allerdings lassen unbedachte Äußerungen derselben SA-Leute die realen Verhältnisse wiedererkennen, die sich durch Polizeiakten welcher 1920er- und frühen 1930er-Jahre schlaglichtartig sogar rekonstruieren lassen: In sehr vielen Fällen provozierten die Hitler-Anhänger. In den anschließenden Straßenkämpfen oder für Überfällen wurden von Ende 1924 solange bis zum 5. Februar 1933 insgesamt 64 Mitglieder des Reichsbanners ermordet, Tausende zum Teil schwergewichtig zerschunden.
Angesichts welcher Gewaltexzesse welcher Nazis löste dies Reichskabinett am 13. April 1932 die SA und SS, jeglicher ihre Unterorganisationen wie Motor-SA oder Reiter-SS sowie sämtliche Stäbe aufwärts. Räume welcher Organisationen wurden von welcher Polizei besetzt, durchsucht und versiegelt.
„Ihrem Wesen nachher keine legale Einrichtung“
In welcher Begründung zum Verbot hieß es: „Jede private Gewaltorganisation kann somit ihrem Wesen nachher keine legale Einrichtung sein.“ Angesichts dessen gab beiläufig dies Reichsbanner zwei Tage später traut, sich baldmöglichst umdirigieren zu wollen. Zwar war es – verschieden denn SA und SS – keine Bürgerkriegsarmee, jedoch obwohl militärähnlich gegliedert.
Doch es war zu tardiv: Der reaktionäre Reichspräsident Paul von Hindenburg verlangte nachher dem Verbot welcher NS-Wehrverbände beiläufig die Auflösung des Reichsbanners. Daraufhin trat Reichsinnenminister Wilhelm Groener, ein Ex-General und Nationalliberaler, aus Protest zurück.
Die Auflösung des Reichsbanners blieb dann jedoch aus, denn die Reichsregierung knickte gegensätzlich dem Druck Hitlers ein und nahm dies SA- und SS-Verbot am 16. Juni 1932 wieder zurück. Die Folge war welcher solange bis dorthin blutigste Wahlkampf welcher deutschen Geschichte, mit weit mehr denn 100 Toten und so gut wie 1500 Verletzten solange bis zum Wahltag am 31. Juli 1932.
Das Reichsbanner, dies Mäßigung lebte, z. Hd. Pragmatismus eintrat und aufgeputschte Gefühle mied, konnte welcher rücksichtslosen Aggressivität welcher SA nichts entgegensetzen. Zwar protestierten viele seiner Mitglieder noch solange bis Mitte Februar 1933 gegen die neue Regierung unter Reichskanzler Adolf Hitler, doch nachher welcher schon nicht mehr freien Reichstagswahl vom 5. März 1933 lösten sich die meisten Reichsbanner-Organisationen aufwärts, um dem Druck welcher SA und welcher demnächst eingerichteten neuen Gestapo zu entweichen.
Dennoch gehörten zu den Politikern und Hitler-Gegnern, die 1933 zunächst in „wilden KZs“ und später im System solcher Lager welcher SS leiden mussten, viele Aktivisten welcher prorepublikanischen Organisation. Nach 1945 scheiterten Bemühungen, die Tradition wiederzubeleben, zunächst.
Erst 1968 konstituierte sich welcher Verband unter dem nun mindestens zur Hälfte („Reichsbanner“) archaisch klingenden Namen neu. Seit 201 ist welcher habilitierte Altphilologe und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu Vorsitzender des Reichsbanners, dies sehr wohl nur noch etwa 800 Mitglieder hat.
Aktualisierte Fassung eines Artikels, welcher zum ersten Mal 2018 erschienen ist.
Source: welt.de