Schutz welcher Meere: Nizza 2025 soll wie Paris 2015 werden

Wie die Meere besser geschützt werden können, soll in Nizza auf der UN-Ozeankonferenz besprochen werden. Doch es mangelt nicht an Ideen, sondern an der Umsetzung der Schutzmaßnahmen für die Natur


Dass wir sie schützen müssen ist klar, wie wir es tun sollten auch. Nur, in der Praxis schützen wir unsere Meere nicht

Foto: Christian Hartmann/Picture Alliance/Associated Press


Zeiten gab es, da war es legal, selbst radioaktiven Müll in die Meere zu werfen. Noch bis Anfang der 1990er versenkte die Menschheit Atomfässer und U-Boot-Reaktoren im Pazifik, im Atlantik und in der Arktis, ohne das verwerflich zu finden. Platsch und weg.

Das würde uns heute nicht mehr passieren! Denn mittlerweile haben wir verstanden, wie wichtig gesunde Ozeane für den gesamten Planeten sind. Und dass es mit 71 Prozent der Erdoberfläche ja sogar mehr Meer als Land gibt, worin die Algen den Großteil unseres Sauerstoffs produzieren – und auch, wie alles mit allem zusammenhängt, die Fische, die Korallen, das Mikroplastik und so weiter.

Wenn nun also dieser Tage die dritte UN-Ozeankonferenz in Nizza über die Bühne geht, dann können wir uns entspannt zurücklehnen, denn von allen Dächern pfeifen die Spatzen das Lied der Blue Economy, die unsere Meere schützen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen soll – easy.

Wenn man sich mal anschaut, was alles in letzter Zeit für den Schutz der Meere getan wurde, da fragt man sich doch, warum die sich jetzt noch einmal in Nizza treffen müssen, ist doch schon alles geritzt! So etwa das 30-mal-30-Ziel – dreißig Prozent der Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen –, darauf hatte man sich bei der UN-Biodiversitätskonferenz 2022 geeinigt.

Gut, bislang sind nur 8,6 Prozent der Ozeane offiziell geschützt und nur 2,7 Prozent auch wirklich wirksam. Das mag auch daran liegen, dass nur etwas über eine Milliarde Dollar jährlich in den Schutz der Ozeane fließt – ein bisschen weniger als die knapp 16 Milliarden Dollar, die für das 30-mal-30-Ziel nötig wären. Dann gibt es aber auch noch das UN-Hochseeschutzabkommen von 2023, das Meeresschutzgebiete auf hoher See möglich macht. Okay, das ist bislang nicht in Kraft, weil es von mindestens sechzig Ländern ratifiziert werden muss. Da sind sie eben noch nicht dazu gekommen, auch Deutschland nicht. Aber, hey, vielleicht passiert das ja jetzt in Nizza?

Apropos Deutschland: Hierzulande nehmen wir den Meeresschutz sehr ernst. So sehr, dass wir seit 2022 sogar einen eigens dafür zuständigen Meeresbeauftragten haben. Obwohl: Die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat diesen Posten jetzt wieder abgeschafft. Dann ist wohl schon alles erledigt.

Aber keine Sorge: Frankreich peilt an, dass die UN-Konferenz in Nizza für den Meeresschutz so bedeutend werden wird wie damals die Klimakonferenz 2015 in Paris für den Klimaschutz – und wie wir alle wissen, ist das Klima ja seitdem erfolgreich geschützt.

Forst und Wüste

Svenja Beller ist freie Journalistin und Buchautorin. Für den Freitag schreibt sie die Kolumne „Forst und Wüste“ über Klimapolitik, Umweltschutz und was sonst noch alles schief geht. Seit einem Jahr berichtet sie im Team „Blue New Deal“ darüber, wie der Ozean noch zu retten ist

Forst und Wüste

Svenja Beller ist freie Journalistin und Buchautorin. Für den Freitag schreibt sie die Kolumne „Forst und Wüste“ über Klimapolitik, Umweltschutz und was sonst noch alles schief geht. Seit einem Jahr berichtet sie im Team „Blue New Deal“ darüber, wie der Ozean noch zu retten ist