Ron Prosor: Israelischer Botschafter fordert mehr Einsatz Deutschlands zum Besten von Israel

Ein Jahr nach dem Hamas-Überfall auf Israel hat der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, die Bundesregierung zu einem klareren Bekenntnis zu Israels Selbstverteidigungsrecht aufgefordert. „Jetzt ist die Zeit, um wahren Freunden zu zeigen, dass man in Zeiten von Dämonisierung und Delegitimierung an ihrer Seite steht“, sagte Prosor im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Deutschlands Bekenntnis zu Israels Recht auf Selbstverteidigung müssten „Taten folgen“.

Von Deutschland als in seinen Augen Israels zweitwichtigstem strategischen Partner erwarte er, das Land „gerade jetzt auch in internationalen Gremien zu schützen“. Israel kämpfe seit dem 7. Oktober um sein Leben. Der Tag habe gezeigt, dass Israel es mit Feinden, zu tun habe, die das Land vernichten wollen, sagte Prosor. Zudem werde sein Land an mehreren Fronten angegriffen, darunter von der schiitischen Hisbollah im Libanon und der Huthi-Miliz im Jemen. Beide Milizen sind enge Verbündete des Iran, der Israel am Dienstagabend zum zweiten Mal seit April direkt mit Raketen angegriffen hatte.

Enthaltung Deutschlands bei den UN „keine Haltung“

Angriffe wie die des Iran und seiner Verbündeten fänden jedoch „nicht nur auf dem Schlachtfeld“ statt, sagte der Botschafter. Auch in internationalen Organisationen und im Internet werde Israel seit dem 7. Oktober „dämonisiert und delegitimiert“. 

Israel brauche die Unterstützung Deutschlands und Europas, auch „weil dieser Krieg außerhalb des militärischen Bereichs geführt“ werde. Die zweimalige Enthaltung Deutschlands bei UN-Resolutionen kritisierte der Botschafter. Dies sei „keine Haltung“. 

Im Oktober vergangenen Jahres hatte die UN-Vollversammlung eine Resolution verabschiedet, die den Hamas-Angriff nicht klar verurteilte und Israels Selbstverteidigungsrecht nicht erwähnte. Im September forderte das Gremium Israel dann auf, die Besatzung in den palästinensischen Gebieten binnen zwölf Monaten zu beenden.

Laut Prosor ist die Verurteilung des Hamas-Massakers Voraussetzung für Gespräche mit Israel. „All diejenigen, die nicht die Fähigkeit besitzen, das Massaker vom 7. Oktober völlig zu verurteilen und Ursache und Wirkung zu unterscheiden, sind keine Ansprechpartner.“