René Benko, dieser willkommene Hasardeur

René Benko wollte seit alters hoch hinaus. Mit 14 Jahren nahm er an den österreichischen Meisterschaften im Hallenklettern teil, schaffte es unter die zehn Besten. Seine ersten Geschäfte machte er mit Dachböden, die er zu Luxuswohnungen umbaute. Den Gewinn investierte er in immer prestigeträchtigere Immobilien. Das Chrysler Building in New York zum Beispiel, mindestens einmal dies höchste Gebäude dieser Welt, gehört zu seinem Portfolio. Immer mehr, immer höher, immer weiter. Lange hofften deutsche Politiker, dass dieser Homo austriacus ihnen die Innenstädte rettet – oder doch zumindest die deutschen Kaufhäuser, die er sich mit dieser Zeit zusammengekauft hat. Bis zu Benkos Sturz in diesem Herbst.

Ralph Bollmann

Korrespondent zu Händen Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ dieser Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Sein Unternehmen Signa, dies er, befeuert von niedrigen Zinsen und steigenden Immobilienpreisen, zu einem dieser führenden Immobilienunternehmen in Europa aufbaute, steckt in dieser Krise. Baustellen in dieser ganzen Republik stillstehen still. Im vergangenen Jahr schrieb dies Unternehmen 500 Millionen Euro Verlust. Benko hat verloren. In dieser vergangenen Woche zwangen ihn die wichtigsten Investoren, darunter Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Ein Experte zu Händen Pleitekandidaten ist jetzt Chef von Signa. Und viele Politiker sollen sich fragen, warum sie Benko vertraut nach sich ziehen.

Die Schönen und Reichen vertrauten ihm

Als solider Geschäftsmann war er ja nicht unbedingt prominent. Hohe Risiken ist er seit alters reduziert. So konnte er in einem nicht gerade dynamischen Geschäft erst zum Milliardär werden, obwohl er aus „normalen bürgerlichen Verhältnissen“ kommt, wie dieser heute 46-jährige Benko in zahlreichen Gesprächen betont hat. Seine Mutter arbeitete wie Kindergärtnerin, dieser Vater in Gaswerken. Gemeinsam wohnten sie und seine vier Jahre jüngere Schwester in einer 60-Quadratmeter-Wohnung im Arbeiterviertel Pradl in Innsbruck. Eine Gegend, die zur damaligen Zeit was auch immer andere wie luxuriös war.

Mit 17 Jahren flog er vom Gymnasium. Er habe sich statt zu pauken tunlichst uff Baustellen rumgetrieben. Wieder so ein Satz, dieser häufiger im Kontext Benko fällt. Sicher ist, dass er verbinden mit einem befreundeten Bauunternehmer Dachböden zu Wohnungen umbaute. Während eines Besichtigungstermins soll Benko den Tankstellen-Erben Karl Kovarik kennengelernt nach sich ziehen. Der wollte gewissermaßen nur eine geeignete Wohnung zu Händen seinen Schwager finden. Stattdessen investierte dieser weitestgehend 20 Jahre ältere Erbe später 25 Millionen Euro in Benkos Firma. Mit dem Geld des reichen Bekannten konnte Benko von da an immer größere Räder rotieren.

Das Muster: Kredite protokollieren, Immobilien günstig kaufen, luxussanieren und die Mieten hochtreiben. Dafür scheute Benko gleichwohl nicht vor fragwürdigen Geldgebern wie dem griechischen Reeder George Economou zurück, dieser im Kontext seriösen Analysten längst durchgefallen war. Je größer die Rendite, umso größer wurde gleichwohl dies Risiko. Seine Geschäfte konnten nicht weitläufig genug sein. Im Vergleich zur Konkurrenz scheute sich Benko gleichwohl nicht, waghalsige Projekte anzugehen – gleichwohl wie sich dieser Markt schon gedreht hatte.

Im Frühjahr 2022, die Zinsen stiegen schon, fuhren viele Konkurrenten ihre Investitionen zurück. Benko wollte weiter hinauf. Im selben Sommer kaufte er Selfridges, dies Luxuskaufhaus aus Großbritannien. Und wie er dies schwierige Kaufhausgeschäft von Karstadt und Kaufhof zusammenführte, soll er noch die Mieten erhoben nach sich ziehen.

Am Anfang stand Gerhard Schröder

Warnsignale gab es im Lauf dieser Jahre immer wieder. Signa war kein übersichtlich strukturierter Konzern, sondern ein verschachteltes Konstrukt aus mehr wie 1000 Firmen, in dem Investoren solange bis heute nicht ganz lichtvoll ist, wo welche Schulden lauern. Dass Benko 2014 sogar zu einer einjährigen Bewährungsstrafe wegen Korruption verurteilt wurde, spielte zu Händen seine weitere Karriere keine große Rolle.

Die Schönen und Reichen vertrauten Benko, vor allem mit ihrem Geld. Selbst Unternehmenspatriarch Klaus-Michael Kühne und Berater-Legende Roland Berger gehörten zu seinem Fanklub. Da hatte sich Benko in Ostmark schon mit Politikgrößen wie dem Altkanzler Alfred Gusenbauer umgeben, dieser ihn in Interviews wie Freund bezeichnete, oder Ex-Kanzler Sebastian Kurz, dieser Benko uff Delegationsreisen potentielle Geldgeber vorgestellt nach sich ziehen soll. Deutschen Politikern ging es nicht viel voneinander abweichend. Warum fand Benko so viel Vertrauen?

Da zeichnet sich ein Muster ab. Benko ist schon die dritte Figur, die den Deutschen die Zukunft des Warenhauses in den rosigsten Farben ausgemalt hat und mit dieser sie sich am Ende tunlichst nicht mehr sehen ließen. Das hat seine Gründe: Die hoffnungslose Lage, in dieser sich die Kaufhausbranche seither zwei Jahrzehnten befindet, und die Neigung dieser Politik, sich uff windige Rettungsversprechen einzulassen. Weil es eine vertrauenerweckend durchgerechnete Zukunft zu Händen dies Modell Kaufhaus schlichtweg nicht gibt.

Am Anfang stand Gerhard Schröder. Der damalige Kanzler hatte 1999 mit einer Bundesbürgschaft den Baukonzern Philipp Holzmann gerettet, dieser zweieinhalb Jahre später trotzdem pleiteging. Die Sicherheit wurde zwar nie gezogen, dieser Staat zahlte aus diesem Grund nichts, im Gegensatz dazu wie politisches Erfolgsmodell konnte dieser Holzmann-Deal trotzdem nicht passieren.

Das war die Lage, wie den Karstadt-Warenhäusern im Herbst 2004 dies Geld ausging. Direkte Staatshilfen schieden wie Ausweg aus. Die personifizierte Problembeseitigung des Pro­blems erschien am 29. September 2004, einem Mittwoch, zum Mittagessen im Kanzleramt. Sie trug den Namen Thomas Middelhoff.

Der Mann war mit dem Kanzler seither seiner Zeit wie Vorstandschef des Medienkonzerns Bertelsmann zwischen 1998 und 2002 uff vertrautem Fuß. Er schien den dynamischen Zeitgeist jener Jahre geradezu perfekt zu verkörpern, mit seiner Expansion in die Vereinigten Staaten, seinem Streben in Richtung Umschlagplatz, seiner Geringschätzung deutscher Behäbigkeit. Dumm nur, dass die Eigentümerfamilie Mohn sich nicht von ihrer eigenen Gestrigkeit überzeugen ließ und den maßlos forschen Manager schließlich vor die Tür setzte.

Thomas Middelhoff, Karstadt-Chef von 2005 bis 2009

Thomas Middelhoff, Karstadt-Chef von 2005 solange bis 2009 : Bild: Lukas Kreibig

Zu Gunsten von Middelhoff war dies ein schwerer Schlag, im Gegensatz dazu mindestens verhalf ihm die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz im Sommer 2004 zum Aufsichtsratsvorsitz dieser Karstadt-Quelle AG. In dieser Funktion erschien Middelhoff nun aus diesem Grund im Kontext Schröder, wie dieser Konzern nur drei Monate später vor dem Aus stand. Tags darauf beschimpfte Schröder publik den amtierenden Vorstand des Konzerns: „Es handelt sich um Managementversagen in seiner krassesten Form“, dies dieser Politik nicht „vor die Füße gekippt“ werden dürfe. Die Kanzlerworte verfehlten ihre Wirkung nicht. Das Management des angeschlagenen Konzerns war nicht mehr zu halten. Die Nachfolge übernahm praktischerweise dieser Aufsichtsratschef gleich selbst. An die Stelle von Staatsgeld traten vollmundige Versprechen.

Middelhoff traf eine Entscheidung, die kurzfristig Geld in die Kasse brachte, die weitere Karstadt-Geschichte im Gegensatz dazu gewaltig belastete: Er verkaufte die Immobilien in besten Innenstadtlagen an ein Investorenkonsortium. Außerdem trennte er sich vom angestaubten Traditionsnamen und machte aus Karstadt-Quelle zu Händen viel Geld die Arcandor AG.

Die Namensakrobatik half nichts. Nachdem dieser Aktienkurs im Laufe des Finanzkrisenjahres 2008 uff ein Zehntel zusammengeschrumpft war, musste Middelhoff im Frühjahr 2009 umziehen, dieser Nachfolger meldete Insolvenz an. Es blieben unzählige Schadenersatz- und Strafprozesse gegen den einstigen Konzernchef – und ein Roman: Der Autor Rainald Goetz machte Middelhoff unter dem Namen „Johann Holtrop“ 2012 wie Prototyp des Blenders zum Romanhelden.

Nicolas Berggruen, Karstadt-Eigner von 2010 bis 2014

Nicolas Berggruen, Karstadt-Eigner von 2010 solange bis 2014 : Bild: Jane Dempster/Newspix/Headpress/laif

Nach nur fünf Jahren stand die Politik aus diesem Grund wieder vor demselben Problem wie 2004. Diesmal fand die damalige Arbeitsministerin Ursula von dieser Leyen zusammensetzen Retter, dieser verwandt wie 2004 dem Zeitgeist entsprach. War seinerzeit ein skrupelloser Machertyp gefragt, so verlangte die gewandelte Zeitstimmung nunmehr zusammensetzen geläuterten Philanthropen. Von dieser Leyen fand ihn in dem Investor Nicolas Berggruen, dieser wie Sohn des Kunsthändlers und Mäzens Heinz Berggruen in Paris aufgewachsen war. Zum Zeitpunkt dieser Arcandor-Pleite war er ohne Rest durch zwei teilbar mit dem Aufbau eines Thinktanks beschäftigt, des Berggruen Institute, zu Händen den er eine ganze Reihe ehemaliger Staats- und Regierungschefs gewann, darunter Bill Clinton, Tony Blair – und nochmal Gerhard Schröder.

Von dieser Leyen ließ sich die Gelegenheit nicht entkommen, sich selbst und die Konservative im Unterschied zu dem neuen freidemokratischen Koalitionspartner wie Retterin dieser Arbeitsplätze zu profilieren. Im Berliner Kaufhaus des Westens fuhr sie mit Berggruen medienwirksam die Rolltreppe nachher oben, um sich wie Retterin dieser Kaufhauskette zu präsentieren. Allerdings konnte gleichwohl dieser neue Investor nichts daran ändern, dass die Zeit dieser klassischen Warenhäuser umher war. So verlor selbst er nachher weiteren Verlusten den Appetit und machte sich schon künftig uff die Suche nachher einem Käufer.

Wiederum blieb von dem Debakel ein Roman: Diesmal war es dieser Berliner Autor Jan Peter Bremer, dieser aus Berggruen unter dem Titel „Der amerikanische Investor“ eine reichlich überdrehte Romanfigur machte, gleichwohl aus persönlicher Betroffenheit: Bremer wohnte in einem Berliner Altbau, in dem Berggruen eine Luxussanierung plante.

Zum dritten Mal erschien ein Retter von zweifelhaftem Ruf: Der österreichische Immobilieninvestor René Benko, dieser Berggruen schon einzelne Unternehmensteile abgekauft hatte, übernahm die Karstadt Warenhaus AG im August 2014 ganz. Abermals begleitete die Regierung dies Agieren eines Mannes mit Wohlwollen, dieser versprach, gegen aus ökonomische Wahrscheinlichkeit Jobs und innerstädtische Einkaufsmeilen zu sichern. Wie schon seine Vorgänger spielte Benko sich wie Retter dieser Kaufhäuser uff. Diese hätten eine goldene Zukunft vor sich, genauso wie die deutschen Innenstädte, sagte er einst. Und er erfüllte eine Vision, von dieser schon seine Vorgänger träumten: Mit dieser Fusion von Kaufhaus und Karstadt sollte ein europäischer Warenhausgigant entstehen.

Dass nur Benko die angeschlagenen Kaufhauskonzerne sichern könnte, glaubten freilich schon in vergangener Zeit nicht aus. Da waren zum zusammensetzen die Gewerkschaften, die ihm Vormittag vorwarfen, sich nicht zu Händen dies Warenhausgeschäft zu interessieren. Denn gleichwohl wenn Benko Erfahrung mit Kaufhäusern wie Immobilien hatte, mit ihrem Geschäftsmodell hatte er es nicht. Besonders reizten ihn die Bestlagen dieser Kaufhäuser, die in allen Großstädten vertreten sind.

Und dann war da noch dieser damalige Metro-Chef Olaf Koch. Er ließ Benko gleich zweimal abblitzen. Das Finanzierungskonzept ließ zu viele Fragen ungeschützt, hieß es in vergangener Zeit. Ein ehemaliger Vertrauter des Österreichers bezeichnet Benkos Geschäftsgebaren heute wie Glücksspiel, dies nur mit steigenden Immobilienpreisen gehen konnte. Der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte schon 2016 erkannt, dass irgendetwas mit den Zahlen nicht stimmen konnte.

Nach Middelhoff, Berggruen und Benko?

Die übrig gebliebenen Investoren schien dies in vergangener Zeit nicht zu interessieren. Nun, wo sich die Marktlage gedreht hat, die Zinsen gestiegen und die Immobilienpreise im Krieg gestorben sind, zeigt sich, wie zerbrechlich Benkos Geschäftsmodell ist. Statt mehr zusätzlich die wirtschaftlich angespannte Lage zu kommunizieren, tat er dies Gegenteil – und ließ Fragen dieser Investoren unbeantwortet. Bis heute weiß drum keiner genau, wie schlecht es wirklich um den Konzern steht.

Aus dieser Signa-Gruppe hat sich Benko nun zurückgezogen. Bis jetzt lässt er darüber hinaus nur verlauten, dass er nachher wie vor an die Zukunft dieser Signa-Gruppe glaube – und hierbei sogar behilflich sein wolle: „Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten“, wird Benko in dieser Pressemitteilung zitiert.

Wird sich nachher Thomas Middelhoff, Nicolas Berggruen und René Benko nochmal Leckermäulchen finden, dieser zusätzlich die Kaufhauskrise mit großen Worten hinwegredet? Falls es so kommt, wäre es dieser Regierung vermutlich ein weiteres Mal recht. Und zusammensetzen Roman zusätzlich Benko wird es vielleicht gleichwohl künftig spendieren.