Rekordgage von Marvel! Verdienen Hollywoodstars wie Robert Downey Jr. zu viel?

Seit kurzem steht es fest: Robert Downey Jr. wird ins Marvel-Universum zurückkehren. Auf der San Diego Comic-Con wurde ihm schon ein heldenhafter Empfang geboten. Jedoch wird Downey nicht den berühmten Tony Stark spielen, wodurch dessen finaler Auftritt in Avengers: Endgame unangetastet bleibt. Stattdessen wird er als Dr. Doom auf der Leinwand zu sehen sein. Der Comic-Bösewicht wird die Avengers (wer auch immer sie sein mögen) in mindestens zwei Mega-Filmen bedrohen, die 2026 und 2027 erscheinen sollen. Die Nerds waren ganz aus dem Häuschen: mehr von dem, was sie lieben, und gleichzeitig den Kanon bewahren? Was könnte besser sein?

In den darauffolgenden Tagen war es jedoch unvermeidlich, dass Details über die finanzielle Vereinbarung, die diese glorreiche Rückkehr ermöglicht, in den Nachrichten auftauchten. Obwohl harte Zahlen zu diesen Geschäften nur selten offiziell veröffentlicht werden, enthält die Variety einige anonyme Spekulationen darüber, was Downey und seine handverlesenen Regisseure, die Russo-Brüder, für dieses Unterfangen bekommen. Die Russos, die ebenfalls zum ersten Mal seit Endgame zurückkehren, sollen für die beiden Filme 80 Millionen Dollar erhalten, Downey angeblich noch viel mehr, zusätzlich zu einer ganzen Reihe von teuren Vergünstigungen. Und das alles von jener Firma, die Downey höchstpersönlich dazu überreden musste, den anderen Avengers die Mitgliedschaft im Fitnessstudio zu bezahlen! Selbst wenn diese Zahlen übertrieben sind, scheint eines klar: Downey bricht schon im Voraus einen Rekord.

Die Gehälter von Stars sorgen schon seit Langem für Schlagzeilen. Downeys Gage bildet wohl den Abschluss einer etwa drei Jahrzehnte währenden Periode, die damit begann, dass Jim Carrey der erste Schauspieler war, der für seine Rolle in der Komödie The Cable Guy von 1996 im Voraus 20 Millionen Dollar erhielt. Obwohl dieser Film auch Carreys erster Misserfolg an den Kinokassen als Hauptdarsteller in den 90er Jahren war, blieb die 20-Millionen-Dollar-Gage bestehen. Viele Jahre lang galt sie als Maßstab, und immer mehr Stars traten dem „20-Millionen-Dollar-Klub“ bei, zu dem unter anderem Tom Cruise, Will Smith, Leonardo DiCaprio, Julia Roberts und Sandra Bullock gehörten.

Zendaya erhielt 10 Millionen Dollar für „Challengers“

Oft wurden größere Schecks verwendet, um Stars in Fortsetzungen von Filmen zu locken, die ohne sie keinen Sinn ergeben würden. So knackten Mel Gibson, Johnny Depp und Arnold Schwarzenegger für Filme der Serien Lethal Weapon, Fluch der Karibik und Terminator die 30-Millionen-Dollar-Marke. Im Laufe der Jahre fühlten sich 20 Millionen Dollar immer noch wie das Zeichen eines echten Top-Stars an; Jennifer Lawrence zum Beispiel hat diese Marke angeblich für ihren Film Passengers von 2016 erreicht, ganze zwei Jahrzehnte nachdem Carrey diese Grenze durchbrochen hatte. Doch mittlerweile knacken einige die 20-Millionen-Dollar-Marke ziemlich problemlos.

Ein Hauptgrund dafür ist, dass die Führungskräfte der großen Studios voll und ganz auf Streaming setzen. Das hat Folgen: Sogenannte „Back-End-Deals“, bei denen die Schauspieler am Gewinn beteiligt werden, der an den Kinokassen eingespielt wird, kann es bei einem Netflix-Film nicht geben. Dabei können sich Back-End-Deals enorm auszahlen: Keanu Reeves und Bruce Willis haben dadurch ihre Einnahmen bei Matrix respektive The Sixth Sense von etwa 15 Millionen Dollar pro Film auf über 100 Millionen Dollar steigern können.

Auch Leonardo DiCaprio soll für seine jüngsten, über Streaming finanzierten Filme 30 statt 20 Millionen Dollar erhalten haben. Haben die Stars erkannt, dass sie – jetzt, wo sie nicht mehr an den eingespielten Gewinnen beteiligt werden können –, von vorne herein höhere Forderungen stellen müssen? Zum Beispiel klingen einige Berichte so, als hätte Ryan Gosling etwa 12 Millionen Dollar für The Fall Guy bekommen, der Anfang des Jahres unterdurchschnittlich abschnitt. Und Zendaya erhielt 10 Millionen Dollar für die Produktion und die Hauptrolle in Challengers, einem kleineren Film und immerhin ihre allererste große Rolle als Erwachsene. Diese Zahlen lassen weitere Zweifel an der Aufrichtigkeit der Studiobosse während der letztjährigen Hollywood-Streiks aufkommen.

Robert Downey Jr. am 27. Juli auf der Comic-Con in San Diego

Foto: Richard Shotwell/ Picture Alliance

So bezeichnete beispielsweise der Chef von Disney, Bob Iger, die Forderungen der Schauspieler und Autoren als „unrealistisch“. Gleichzeitig gibt es wohl eine gewisse Mitschuld der Stars, die zum Tod von Mid-Budget-Filmen beitragen, indem sie so viel Geld für sich selbst beanspruchen. Früher galt die inoffizielle Faustregel in Hollywood, dass sich die Gage eines Schauspielers lohnt, wenn der betreffende Film an seinem Eröffnungswochenende mindestens diesen Betrag einspielt. Gemessen daran waren Carreys 20 Millionen Dollar für The Cable Guy gar nicht so abwegig. Damals, 1996, wurden am ersten Wochenende einer schlecht rezensierten, wahnsinnig abstoßenden dunklen Komödie Einnahmen von rund 20 Millionen Dollar erzielt, nur weil Jim Carrey in dem Film mitspielte. Die Leute mochten zwar nicht, was sie sahen, und der Film fiel durch – aber Carreys Anwesenheit hat den zumindest akzeptablen Erfolg gebracht.

Auch Challengers war nur ein bescheidener Erfolg, aber es ist schwer vorstellbar, dass er ohne Zendaya das gleiche Geld einspielen würde – es sei denn, sie wäre durch einen noch größeren Star ersetzt worden, der wahrscheinlich aber auch wieder mehr Geld gekostet hätte. Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass jeder, der mehr als fünf Millionen Dollar pro Film verdient, überbezahlt ist. Aber in der exklusiven und teuren Welt des Filmemachens gibt es zumindest eine grobe, wenn auch unvollkommene Kalkulation: Es ist wahrscheinlich, dass ein Teil der fast 100 Millionen Dollar, die Challengers weltweit eingespielt hat, von Leuten kam, die Zendaya sehen wollten. Sie hat Fans, und der Film hat ihr wahrscheinlich ein paar mehr eingebracht. Das eigentliche Problem liegt jedoch wahrscheinlich nicht auf der Seite der Kreativen.

Denn Führungskräfte wie Disneys Iger oder der viel gehasste David Zaslav von Warner kriegen in der Regel zwar keine Grundgehälter, die das Niveau von Filmstars erreichen, jedoch steigen ihre jährlichen Vergütungen durch Aktien und Boni auf ein Niveau, das viele bekannte Schauspieler in den Schatten stellt (die auch mehr Agenten, Manager und anderes Personal zu bezahlen haben). Letztendlich ist es genau das, was Downeys neues Avengers-Gehalt noch obszöner erscheinen lässt: Mit all diesem Geld und den damit verbundenen Vergünstigungen, die zu der halben Milliarde Dollar hinzukommen, die er bereits von Marvel erhalten haben soll, ist er mehr als nur ein hochbezahlter Schauspieler. Er ist zu einer CEO-Version seiner selbst geworden – er spielt Tony Stark noch einmal, diesmal im echten Leben.