„Regulieren uns zu Tode“: Maschmeyer erklärt Merz, wie er die Wirtschaft in Gang bekommt

Zu viel Bürokratie, zu viel Angst, zu wenig Pragmatismus. Im Gründerszene-Büro erklärt Investor Carsten Maschmeyer Bald-Kanzler Merz, was nun zu tun ist.

Investor Carsten Maschmeyer hat ziemlich präzise Vorstellungen, was Friedrich Merz als Kanzler tun sollte.

Investor Carsten Maschmeyer hat ziemlich präzise Vorstellungen, was Friedrich Merz als Kanzler tun sollte.
picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopress, TOBIAS SCHWARZ / Gettyimages; Collage: Gründerszene

Nach der gewonnen Wahl von Friedrich Merz als Kanzlerkandidat richtet sich der Investor und „Höhle der Löwen“-Juror Carsten Maschmeyer mit klaren Forderungen an die neue Regierung. Im exklusiven Gespräch mit Gründerszene skizziert der Milliardär ein detailliertes Reformprogramm, um Deutschland als Standort für Startups und Innovationen zu stärken und international wettbewerbsfähig zu machen.

1. Bürokratieabbau: „Wir regulieren uns zu Tode“

Es sei schon bemerkenswert, dass dieses Thema immer noch eines sei. Maschmeyer kritisiert die überbordende Bürokratie als größtes Hindernis für Gründer: „Unternehmen haben 12.000 Berichtspflichten – das ist Wahnsinn. Wer vier Standorte in Europa hat, geht dorthin, wo weniger Steuern und weniger Bürokratie herrschen. Das Ausland lacht sich tot – wir regulieren uns zu Tode“.

Sein Lösungsansatz: Eine „Gründerschutzzone“, in der Startups in der Anfangsphase von Vorschriften befreit werden. Zudem fordert er eine „Bürokratie-Bremse“ nach dem Motto „One in, two out“ – für jede neue Regel müssen zwei alte gestrichen werden.

2. Digitalisierung: „Ein Digitalministerium mit Praktikern“

Der Investor pocht auf eine digitale Revolution in Behörden: „Wir brauchen ein Digitalministerium, das von Praktikern geführt wird – nicht von Beamten, die Angst haben, Fehler zu machen“. Eine geeignete Ministerkandidatin liefert er gleich mit, Startupverband-Chefin Verena Pausder. Als Vorbild nennt er Frankreichs Startup-Nation-Strategie unter Macron und fordert, staatliche Aufträge gezielt an innovative Jungunternehmen zu vergeben.

Ein konkretes Beispiel: „Bei der BaFin warten Fintechs acht Monate auf Antworten. Die holen sich lieber Lizenzen in Irland. Das kostet uns Wettbewerbsfähigkeit“.

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3. KI-Offensive: „130 Milliarden vs. dreieinhalb – da können wir nicht mithalten“

Deutschland droht im globalen KI-Rennen abgehängt zu werden: „Die USA investierten 130 Milliarden in KI, wir dreieinhalb. Mit dieser Diskrepanz können wir keinen Blumentopf gewinnen“. Maschmeyer fordert massive staatliche Investitionen und ein deutsches KI-Gesetz mit „so wenig Regulierung wie möglich“.

Sein Appell an Merz: „Schafft Freiräume! In der Pflege könnte KI administrative Aufgaben übernehmen – aber wir diskutieren lieber über Datenschutz, statt Lösungen zu ermöglichen“.

4. Steuerreform: „Unternehmenssteuer auf 25 Prozent senken“

Um international attraktiv zu bleiben, müsse Deutschland die Unternehmenssteuer von aktuell 29 auf 25 Prozent senken. Zentral ist auch die Reform der Mitarbeiterbeteiligungen: „In den USA zahlt man keine Steuern, wenn Gewinne reinvestiert werden.“ Währenddessen sind die entsprechenden Regelungen in Deutschland bereits ein jahrzehntelanges Drama in (sehr) vielen Akten.

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5. Bildungsoffensive: „Bundestagsabgeordnete brauchen Digitalkurs“

Maschmeyer fordert ein Pflichtprogramm für Digitalkompetenz – sogar im Bundestag: „Viele Abgeordnete denken noch, ChatGPT sei ein Linksverteidiger aus Ghana.“ Schulen müssten Kreativität statt Auswendiglernen fördern: „Wer heute Medizin studieren will, muss wissen, wie man promptet – nicht, wann Napoleon auf Elba war“.

6. Internationale Positionierung: „Holt die Besten aus den USA!“

Mit Blick auf die politischen Turbulenzen in den USA sieht Maschmeyer eine Chance: „Wenn Trump Fachkräfte vergrault, müssen wir sie nach Europa holen. Gebt ihnen digitale Identitäten, unbürokratische Visa und steuerliche Anreize“. Gleichzeitig warnt er vor Alleingängen: „Nur ein starkes geeintes Europa kann gegen die USA und China bestehen. Die ewigen Nationalinteressen müssen ein Ende haben!“.

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„Merz muss Macrons Pragmatismus kopieren“

Maschmeyer appelliert an Merz, mutige Schritte zu wagen: „Macron hat Frankreich zur Startup-Nation gemacht – mit Steuererleichterungen und Risikokapital. Deutschland braucht diesen Pragmatismus jetzt. Sonst wandern die nächsten SAPs und BioNTechs aus“. Ob die „Kleiko“ aus Union und SPD diesen Kurs umsetzt, wird sich zeigen. Klar ist: Die Startup-Szene fordert Taten – und wird genau hinschauen.

Source: businessinsider.de