Rede im Bundestag | Charles, Sissi & Steinmeier

Monarchien und Monarchen. Im Grunde taugen sie nurmehr zu restaurativer Staffage. Und für BILD-Krimskrams. In Deutschland dürfen sie die parlamentarische Demokratie schmücken. Und den Bundespräsidenten. Weil Frank-Walter Steinmeier auch ein Schloss hat. Bellevue. Oder Belle vue. Dabei ist die Aussicht gar nicht so toll. Vielleicht ist das der Grund, warum er so ein Heckmeck macht um Charles und Sissi, pardon: Camilla. Er will mal ein bisschen Windsor spielen. Und hat zur königlichen Ausstattung aus Great Britain noch den Bundestag. Damit klar ist: Steinmeier ist nicht wirklich ein König, eher so eine Art politischer Frühstücksdirektor.

Dass mitmacht, wer ins Parlament gewählt wurde, ist entweder Höflichkeit. Oder Dummheit. Gegen Ersteres wäre vielleicht nichts einzuwenden. Wenn da nicht das Zweite wäre. Diese Ignoranz gegenüber Geschichte. Und Geschichten. Denn dort, wo Charles herkommt, wird die Wäsche schneller schmutzig als man sie waschen kann. Und wenn denn der gekrönte Hausherr aus dem Inselstaat von Freundschaft und Verbundenheit redet, möchte man abwinken. Und sagen, dass solche Freunde nicht wirklich zu einer auf Integrität bedachten Demokratie wie der deutschen passe. Wenngleich hier ebenfalls nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Irgendwie ist es nicht einzusehen, weshalb es überhaupt noch Monarchien in Europa gibt. Bestallt oft mit mehr oder weniger windigen Gestalten. Da haben Heerscharen von Menschen veradelte Leibeigenschaft und widerliche Diktatoren abgeschafft. Damit dann erlauchte Titel-Erben Parlaments-Pulte kapern dürfen. Sollen die doch zum Mörtel-Lugner nach Wien tapern. Der mag das. Diesen Glitter. Dieses Gehänge an Anzügen und Ohrläppchen. Und so ein bisschen Small-Talk von Frieden und Humanity. Aber die Dinge, die im Bundestag zu bereden sind, haben Besseres verdient. Etwa Leute, die wirklich was zu sagen haben. Und zu entscheiden.

Aber da gerät man vielleicht gleich wieder unter Druck. Muss Belastbares von sich geben. Nicht nur klatschen und aufstehen. Nun denn, mag sein, dass ein Land wie Deutschland kleine Erholungspausen verdient. Schwer geschafft von drängenden Problemen in und außerhalb der eigenen Grenzen. Aber deswegen Charles? Wenn es also vor allem um Ablenkung ging, da wäre vielen sicher anderes entspanntes, aber tiefgfründigeres Palaver eingefallen. Ein Adelsexperte verriet, dass Charles‘ Rede wohl vom Premier vorher gelesen würde. Dabei verliest der König sonst die Regierungserklärung des Premiers. Der hat also den Hut auf.

Will heißen: All das Brimborium in Berlin kostet Zeit und Geld. Bringt aber nicht wirklich etwas. Außer dem bereits vielfach Gesagten. Platitüden. Im Übrigen ist London raus aus wichtigen EU-Geschäften. Und die Monarchie übt sich wie gehabt im Schmieren-Theater. Mag sein, dass auch das erklärt, weswegen König Charles III. mal frische Luft brauchte. Einen Bedeutungsschub. Dass der Bundestag dafür herhalten muss, ist allerdings nicht einzusehen. 105 Jahre nach Abschaffung des deutschen Kaiserreichs. Nach einem kurzen Zwischenhupfer einer parlamentarischen Monarchie. Die Amerikaner saßen im Nacken.

Das ganze Gewese um Prinzessinnen und Prinzen, Königinnen und Könige sollte bleiben, wozu es wurde. Zeitvertreib für jene, die nicht loslassen können. Die sich ans Alte klammern möchten, auch wenn es saniert und renoviert wird. Und auf neu macht. Was ja dann doch nicht ernsthaft gelingt. Siehe auch Spanien und andere Länder, in denen Luftschlösser stehen. Die parlamentarische Demokratie braucht Think-Tanks, Strategen, Analyse. Im Bundestag und vor der Reihen der Abgeordneten. Ist anstregend, klar. Aber könnte sich lohnen. Ein machtloser König hilft nicht aus den Irrungen und Wirrungen, Krisen und Kriegen. Berlin könnte da gern ein wenig mehr auf Niveau achten. Gefühlsduselei bringt nichts in diesen Zeiten.