Rafale-Kampfflugzeug ist Frankreichs Exportschlager
Der Verkauf von französischen Rafale-Kampfjets nach Serbien ist unter Dach und Fach. Das wurde auf der Belgrad-Reise von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron am Donnerstagabend bekannt gegeben. Der Kaufvertrag wird inklusive Wartung und Logistik auf rund 2,7 Milliarden Euro beziffert und sieht die Lieferung von zwölf Rafale bis Ende dieses Jahrzehnts vor.
Sie sollen einen wesentlichen Beitrag zur Modernisierung der serbischen Luftstreitkräfte leisten, die bislang ältere Kampfjets aus sowjetischer und jugoslawischer Fertigung nutzen. „Wir freuen uns, dem Rafale-Club beizutreten“, sagte Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vučić im Beisein Macrons. Zum ersten Mal werde die serbische Luftwaffe Flugzeuge haben, die im Westen produziert werden.
Das Rafale-Geschäft mit Serbien ist bemerkenswert. Das gilt vor allem in politischer Hinsicht, da der Balkanstaat eine Schaukelpolitik zwischen Westen und Osten betreibt und in den vergangenen Jahren auch in Russland und China Militärgerät gekauft hat. Vučić pflegt ungeachtet des Ukrainekriegs enge Kontakte nach Moskau. In Paris hofft man, Serbien enger an sich binden zu können. „Der Platz Serbiens ist in der Europäischen Union“, erklärte Macron in Belgrad.
Der Rafale-Vertrag folge „der Logik, dass Serbien an die Europäische Union angedockt werden soll“, hatte es im Vorfeld aus dem Elysée-Palast geheißen. Dort erinnerte man daran, dass die EU-Beitrittsverhandlungen Fortschritte machten. Man wünsche sich zudem, dass Serbien NATO-Partner werde und an europäischen Militäroperationen teilnehme. Und wie in jedem Vertrag gebe es Klauseln, die den Transfer von Material „einrahmen“, betonte der Elysée-Palast zudem, ohne weitere Details zu nennen.
Kommerziell ein großer Erfolg
Sieben Auslandskunden der parallel zum deutsch-britisch-italienisch-spanischen Eurofighter-Programm entwickelten Rafale konnten die Franzosen zuletzt an Land ziehen. Fand der Kampfjet in den ersten Jahren nach seiner Indienststellung Anfang der 2000er-Jahre international keine Käufer, wurden nach 2015 reihenweise Verträge unterzeichnet. Dabei gehen geopolitische und rüstungswirtschaftliche Interessen in Frankreich traditionell Hand in Hand, nicht nur in Serbien.
Die größten Abnehmer nach den heimischen Streitkräften liegen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten, Indonesien, Qatar und Indien allesamt außerhalb Europas. Ihre Bestellungen liegen in der Spanne von 36 und 80 Rafale. In Europa haben Griechenland und Kroatien je zwölf gebrauchte Kampfjets dieses Typs geordert und Griechenland weitere zwölf neue. Die Verhandlungen mit Indien über einen Großauftrag über mehr als 100 Rafale laufen.
Wirtschaftlich ist das Kampfjet-Programm für Frankreich schon jetzt ein großer Erfolg. Mit den zwölf Flugzeugen für Serbien klettert die Zahl an Auslandsbestellungen auf 297. Für das Rafale-Vorgängermodell Mirage 2000 sind über die gesamte Lebensdauer international nur 286 Aufträge eingegangen.
Entsprechend erfreut zeigte man sich diese Woche aufseiten des Herstellers Dassault Aviation, dessen Konzernchef Eric Trappier Macron zusammen mit anderen Industrievertretern nach Belgrad begleitet hat. Insgesamt rund 400 französische Unternehmen sind an der Produktion der Rafale beteiligt. Federführend sind das neben Dassault der Mischkonzern Thales, der unter anderem das Feuerleitradar liefert, und der Triebwerkshersteller Safran.
Auch das gilt als potenzielle Konkurrenz
Der kommerzielle Erfolg der Rafale gilt neben unterschiedlichen Auffassungen über Rüstungsexporte als Hauptstolperstein für die Entwicklung des deutsch-französisch-spanischen Kampfjetsystems der Zukunft, FCAS. Angesichts der starken Rafale-Nachfrage verspürt man bei Dassault wenig Druck, alsbald ein neues Flugzeug auf den Markt zu bringen.
Das ist bei Airbus als Teil des Eurofighter-Konsortiums anders. Während die französischen Projektpartner den Erstflug eines FCAS-Demonstrators für das Jahr 2029 und die Indienststellung des neuen Systems „nicht vor 2045“ in Aussicht stellen, würde die deutsche Seite gerne früher liefern. So war es politisch auch verabredet. Allerdings bringt nicht zuletzt die neue Unsicherheit über Frankreichs künftigen politischen Kurs den Zeitplan aktuell wieder einmal ins Wanken.
Aufseiten der französischen Politik sieht man in der Rafale noch lange kein Auslaufmodell. Das von der alten Nationalversammlung voriges Jahr verabschiedete Militärprogrammgesetz sieht vielmehr noch einmal eine grundlegende technische Weiterentwicklung des Kampfjets vor.
Diese Rafale F5 soll in den 2030er Jahren einsatzfähig sein und mindestens bis ins Jahr 2060 genutzt werden. Zudem soll sie vernetzt mit einer neuen Kampfdrohne operieren. Auch das gilt als potenzielle Konkurrenz zu FCAS, das ebenfalls eine Drohnenentwicklung vorsieht. Gleichwohl stellte jüngst auch Airbus das Konzeptmodell einer neuen Kampfdrohne vor, die künftig den Eurofighter in Einsätzen begleiten könnte.