Quartalsbilanz: Fünf Take-aways der Nike-Zahlen

Im Februar kam der erste Signature-Schuh von Boston Celtics-Star Jayson Tatum auf den Markt.
Der Weltmarktführer wächst weiter kräftig. Bei Vorstellung der Quartalszahlen erklärt Nike-Chef John Donahoe, wie er die Dynamik hochhalten will – allen Widrigkeiten zum Trotz.
Die Waren-Berge lichten sich
Auch Nike kämpft aktuell noch mit hohen Beständen – so wie alle anderen großen Sportbrands. Zwar konnte der Weltmarktführer sie im Vergleich zum Vorquartal senken, bezahlt das aber ebenso wie die Konkurrenz teuer mit Marge. Der Nettogewinn sank trotz des zweistelligen Umsatzwachstums auf 12,4 Mrd. US-Dollar (11,5 Mrd. Euro) um 11% auf 1,2 Mrd. Dollar.
Quartalsbilanz
Nike: starkes Umsatzplus, Gewinn sinkt trotzdem
Der Sportartikel-Gigant Nike hat die Erlöse im jüngsten Geschäftsquartal dank starker Nachfrage in Nordamerika und Europa kräftig gesteigert. Allerdings half der weltgrößte Sportartikelhersteller auch ordentlich mit Rabatten nach.
Im Vergleich zum Vorjahr liegen die Bestände Ende Februar noch 16% im Plus. In China konnten sie sogar um 4% gesenkt werden, „eine gute Ausgangsposition für die Dynamik, die wir auf dem chinesischen Markt spüren“, betont Finanzchef Matt Friend. Der Abbau hoher Bestände hatte für ihn im Quartal „oberste Priorität“.
Damit steht Nike deutlich besser da als die Konkurrenz. Bei Puma lagen die Bestände zum Jahresende mit einem Wert von 2,25 Mrd. Euro noch 50% höher als im Vorjahr. Allerdings brachte auch dort das vierte Quartal Entspannung: Nach neun Monaten lagen sie noch 72% über Vorjahr. Gründe sind frühere Produktkäufe und höhere Beschaffungspreise. Speziell in Nordamerika toben die Rabattschlachten, das spiegelt sich auch in den Puma-Zahlen wider: Das operative Ergebnis wurde trotz der deutlich gestiegenen Umsätze nur leicht gesteigert.
Und auch Adidas hat nicht nur mit Yeezy-Beständen zu kämpfen. Insgesamt 49% höher waren die Vorräte zum Jahresende im Vergleich zum Vorjahr. 2023 wird daher deutlich weniger neue Ware auf den Markt kommen. 1,018 Mrd. Artikel – Schuhe, Bekleidung, Accessoires – ließ Adidas 2022 produzieren. „Für 2023 haben wir, ganz grob, 20% weniger Teile bestellt“, sagte Finanzchef Harm Ohlmeyer. Vor allem für Nordamerika und für China werde weniger gekauft, für die Factory Outlets wird angesichts der Bestandssituation keine Ware bestellt. Er geht davon aus, dass sich das Thema der Bestände bis Mitte des Jahres beruhigt hat.
Besserer Lauf dank besserer Daten
Der jüngst gelaunchte Laufschuh Invincible 3 ist ein Beispiel dafür, wie die Informationen, die Nike über die Run Club-App und andere Touchpoints bekommt, in die Produktentwicklung einfließen. Die Tatsache, dass die Nutzer des Invincible immer längere Läufe absolvierten, führte dazu, dass das neueste Modell für mehr Komfort und maximale Dämpfung konzipiert wurde. Schon nach wenigen Wochen ist dieses Modell einer der Treiber für die erfolgreiche Entwicklung im Performance-Bereich.
Allerdings ist Running das Feld, in dem Nike den größten Druck durch erfolgreiche Mitbewerber spürt. Neben Adidas sind das mit Ascis, On, Brooks und Hoka vier weitere Milliardenmarken, mit zum Teil deutlich dynamischerem Wachstum. Auch Puma will künftig bei Running mitspielen und die Strategie, mit der sich die Nummer drei der Welt im Teamsport mehr und mehr Marktanteile sichert, nun bei Running wiederholen.
Powerhouse Basketball
LeBron James feiert seinen All-time NBA Scoring-Rekord – und Nike feiert mit. Das Foto von Phil Knight am Spielfeldrand ging viral. Auch John Donahoe war dabei – und berichtet nun, wie der Nike-Mitgründer nach dem Spiel zu ihm gesagt habe: „Wegen solcher Momente und Athleten sind wir in diesem Business.“
Ein Business, das bei Jordan mit dem Kick-off ins 23. Jahr seit der Unternehmensgründung besonders gefeiert wird, dem so genannten Jordan-Jahr. Nicht nur mit Ben Afflecks Film „Air“, der Anfang April in die Kinos kommt. Sondern auch mit einem noch stärkeren Fokus auf die Frauen mit dem ersten Signature-Schuh für Sabrina Ionescu und einem noch stärkeren Fokus auf die Jungen mit dem Tatum 1 für Jayson Tatum – auf dessen Kids-Version besonderer Augenmerk gelegt wurde. Kein Zufall – Tatums Sohn ist fast so etwas wie der heimliche Star der Boston Celtics.
Air Max Day: Der Countdown läuft
Beim Air Max Day am 26. März fällt der Startschuss für den ersten Schuh, an dessen Design die Kunden per SNKRS-App und in den Stores partizipieren konnten, der „Design by Japan“ Air Max 1 ´87. Wer das vor einem Jahr getan hat, hat als erstes Zugriffsrecht auf den Schuh für Frauen. Umsatzrelevanter wird der Launch des Air Max Pulse, ebenfalls in der kommenden Woche. Ein neues Modell speziell für die jüngeren Air Max-Fans.
Ausblick: Mehr Umsatz, aber nicht im Wholesale
Die Umsatzprognose hebt Nike nach dem starken Quartal an, von einem mittleren einstelligen Umsatzplus auf eines im hohen einstelligen Bereich. Das impliziert einen stagnierenden oder nur leicht einstellig zulegenden Umsatz im Schlussquartal des laufenden Geschäftsjahres (31. Mai). Gleichzeitig kündigt Financhef Matt Friend nur „moderat wachsende Wholesale-Umsätze in den nächsten Quartalen“ an. Das sei die Folge des strategischen Bestandsabbaus, der für Frühjahr und Sommer das „Abarbeiten überschüssiger und früh eintreffender Ware“ vorsieht.