Private Hochschulen punkten mit Blick auf den Arbeitsmarkt

Studierende am Computer (Symbolfoto)

Studierende am Computer (Symbolfoto)


Foto: Tom Werner / Getty Images

Rund 343.000 Menschen in Deutschland sind an privaten Hochschulen immatrikuliert, das entspricht 11,6 Prozent aller Studierenden in Deutschland. An den meisten Hochschulen werden – anders als an staatlichen Universitäten – zum Teil üppige Studiengebühren verlangt. Doch lohnt sich das Investment von zum Teil mehreren Zehntausend Euro überhaupt?

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat sich in einem aktuellen Gutachten mit der privaten Hochschulbildung und der tiefgreifenden Transformation der Arbeitswelt befasst und kommt zu dem Schluss, »dass die privaten Hochschulen von ihren Studierenden deutlich klarer als Partnerinnen für ein lebenslanges akademisches Lernen wahrgenommen werden, als dies an öffentlichen Hochschulen der Fall ist.«

Innerhalb von nur einem Jahrzehnt hat sich die Anzahl an Studierenden an privaten Hochschulen zwischen den Wintersemestern 2011/2012 und 2021/2022 fast verdreifacht. Gleichzeitig hat die Gesamtzahl der Studierenden in diesem Zeitraum nur um rund ein Viertel zugenommen, der Anteil der Studierenden an den privaten Hochschulen an allen Studierenden hat sich mehr als verdoppelt.

Hoher Fernstudien-Anteil

Studierende fordern inzwischen von Hochschulen einen hohen Praxisbezug ein, eine gute Betreuungsrelation sowie eine innovative Studienorganisation. In einer Bildungslandschaft, die wie auch die Arbeitswelt einem ständigen Wandel ausgesetzt ist, werde vor allem privaten Hochschulen zugetraut, diese Ansprüche an Hochschulbildung zu erfüllen, heißt es in dem Gutachten, dass das IW Köln im Auftrag des Verbands der privaten Hochschulen erstellt hat.

Interessant ist die Zusammensetzung der Studierendenschaft an den privaten Hochschulen. Die Studienangebote werden auch von älteren Menschen, die bereits im Berufsleben stehen, angenommen: 27 Prozent der Studierenden sind älter als 30 Jahre. Zudem sind 57,6 Prozent aller Studierenden im Fernstudium und 49,5 Prozent aller Teilzeitstudierenden in Deutschland an privaten Hochschulen eingeschrieben.

Mehr als ein Drittel ist in einem wirtschaftswissenschaftlichem Fach eingeschrieben, an staatlichen sind dies nur etwa ein Achtel aller Studierenden. Weitere Schwerpunkte lagen in den Fachbereichen Psychologie, Sozialwesen und den Gesundheitswissenschaften außerhalb der Medizin, zu denen etwa Pflegewissenschaften, Gesundheitsmanagement und Gesundheitspädagogik zählen. In letzterem Bereich waren an den privaten Hochschulen zuletzt mit 34.200 Studierenden sogar nahezu genauso viele eingeschrieben wie an den öffentlichen Hochschulen.

Viele kennen keine einzige private Hochschule

Entsprechend stechen dem Gutachten zufolge viele Studierende auch hinsichtlich Leistungsbereitschaft und Studienmotivation heraus; sie wollen sich demnach mit ihrem Studium berufsnah auf die wachsenden Unsicherheiten der Arbeitswelt vorbereiten. Die private Hochschulbildung werde dabei von ihrer Studierendenschaft als besonders resilienzstärkend empfunden. Diese gibt zu zwei Drittel oder mehr an, ihr Studium habe sie neben fachlichen Inhalten mit Eigenverantwortlichkeit, Lösungs- und Kundenorientierung, Entscheidungsfähigkeit und Fehlerkultur eben die Fertigkeiten gelehrt, die in Zeiten der Transformation besonders dringlich gefordert sind.


Mehr zum Thema

Für eine begleitende Online-Befragung wurden für das Gutachten mehr als 1100 Menschen befragt, alle mindestens mit Hochschulzugangsberechtigung. Wenn es darum geht, wie gut private im Vergleich zu öffentlichen Hochschulen auf veränderte Anforderungen am Arbeitsmarkt reagieren, sieht die Mehrheit die privaten im Vorteil – egal, wo sie studiert haben. Bei Absolventinnen und Absolventen von privaten Hochschulen ist die Zustimmung mit 65 Prozent allerdings größer als bei denen von öffentlichen (53 Prozent).

Das Gutachten sieht allerdings auch noch Entwicklungspotenzial. Fast sechs von zehn Befragten kannten keine einzige private Hochschule. Das zeige die Bedeutung, über das angestammte Publikum hinaus an Bekanntheit zu gewinnen. Potenzielle Studierende empfinden private Hochschulbildung zudem häufig als zu elitär (61 Prozent) oder zu teuer (90 Prozent).


kfr