Private Equity: Fahrrad-Leasinggesellschaft GMH wechselt den Eigner
Wieder ein Private-Equity-Deal in der Fahrradbranche – diesmal geht es um einen Leasing-Anbieter: Nach F.A.Z.-Informationen wechselt die Green Mobility Holding (GMH) mit den Anbietern mein-dienstrad.de und Company Bike zum Finanzinvestor Rivean , vormals Gilde. Er übernimmt die Mehrheit von der DPE Deutsche Private Equity , die ein Minderheitspaket behält. Gründer und Management der beiden Tochterunternehmen bleiben ebenfalls beteiligt. Wie in der Branche zu hören ist, wird GMH in der Transaktion in der Größenordnung von 250 Millionen Euro bewertet.
Rivean äußerte sich zu dem Wert nicht, bestätigte aber, dass eine Transaktion ansteht. Company Bike und mein-dienstrad.de schließen Verträge mit Unternehmenskunden ab, welche ihren Mitarbeitern als Leasingnehmer Fahrräder zur Verfügung stellen. Der Arbeitgeber behält die monatlichen Raten vom Bruttolohn ein und führt sie an Leasingbanken ab. Zu Unternehmenskunden sollen beispielsweise Daimler Truck und die Johanniter gehören.
Wachsen durch Übernahmen
GMH erzielte mit mehr als 200 Mitarbeitern im vergangenen Jahr rund 140 Millionen Euro Umsatz – ausschließlich in Deutschland. Für dieses Jahr ist dem Vernehmen nach ein deutlicher Umsatzanstieg budgetiert. Unter der Ägide von Rivean steht wohl eine Internationalisierung an: Der Investor wolle Geschäft im europäischen Ausland aufbauen, ist zu hören, weitere Zukäufe seien wahrscheinlich.
Denn auf Konsolidierung – konkret: auf einer größeren Fusion – fußt schon die bisherige Unternehmensgeschichte. DPE erwarb Company Bike 2021 und plante offenkundig von vornherein eine „Buy and Build“-Strategie, also Expansion durch Akquisitionen, wie Private Equity sie häufig betreibt: Denn der Investor setzte nach der Übernahme die Holdingstruktur für weitere Zukäufe auf – und erwarb im vergangenen Jahr mein-dienstrad.de. Mit dem Ausstieg nach nur zwei Jahren reicht der Investor das Unternehmen ungewöhnlich schnell weiter.
Rivean holt sich mit GMH seine vierte derzeitige deutsche Beteiligung ins Haus – neben dem IT-Dienstleister Init den Toner-Onlinehändler Tonerpartner und den Reifenspezialisten Gundlach, der inzwischen als Best4Tires firmiert. In der Vergangenheit hielt die niederländische Private-Equity-Gesellschaft hierzulande schon den Schmuckhersteller Amor, den Essenslieferanten Hofmann und das Chemieunternehmen CABB im Portefeuille. Voriges Jahr gab sich Rivean seinen neuen Namen – offiziell, um „Dynamik“ auszudrücken, in Wirklichkeit aber dem Vernehmen nach eher, um Verwechslungen mit dem Investor Gilde Healthcare zu beenden, mit dem man historische Wurzeln teilt.
Private Equity dreht am Rad
Die Fahrradbranche liefert seit mehr als einem Jahrzehnt auffällig viele Übernahmen – ob es um Hersteller, Zulieferer oder Leasing-Unternehmen geht. Während der Corona-Krise profitierte die Branche davon, dass viele Bürger das Radfahren als Freizeitaktivität entdeckten – hinzugekommen ist als heißes Thema des Kapitalmarkts der Faktor Nachhaltigkeit, mit dem Private Equity sich gerne schmückt. Der belgische Investor GBL übernahm den Koblenzer Sportrad-Hersteller Canyon. Der Finanzinvestor Finatem, der 2011 schon das größte deutsche Radkonglomerat Derby Cycle an die Börse gebracht hatte, hat inzwischen auch den Getriebeteilehersteller H-Gears aufs Parkett geschickt, der einen beträchtlichen Teil der Umsätze mit der Fahrradbranche erzielt.
In Riveans Heimatland Niederlande wurde das Markenkonglomerat Accell vom US-Beteiligungshaus KKR übernommen. Der größte Konkurrent, die niederländische Familiengesellschaft Pon, übernahm vor gut zehn Jahren Derby Cycle.