Prioritäten in welcher Politik: In akuter Gedönsgefahr

Politik ist ein großes Sortieren: in Notwendigkeit und Nebensache, in Kern und Kulisse, in Relevantes und Themen am Rande. Wirtschaft sehr wichtig, Migration wichtig, Klima gerade noch mittelwichtig, so geht das in Deutschland mit einigen Aufs und Abs und so ging es im letzten Wahlkampf noch einmal verstärkt. Es geht dabei um Geld und Aufmerksamkeit, um Lobbys und Ängste, die bearbeitet werden wollen – und am Ende bleibt stets ein Rest, bei dem nichts vorwärts geht. 

Für jene vermeintlich unwichtigen Themen hat der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Kategorie erfunden: Gedöns. Christine Bergmann bekomme „das Ministerium für Familie und das andere
Gedöns“, sagte er 1998, als er die Ministerin in sein neues Kabinett
berief. Mit Gedöns meinte Schröder Senioren, Frauen und Jugend, die
neben der Familie noch in besagtes Bundesministerium gehören, eigentlich
aber schwang in den Kanzlerworten mit: die Gefühlsduselei, der
Weiberkram. Nicht jedenfalls die harten, wichtigen politischen Themen.