Power to the Elbtower: Die Stadt gehört uns allen
Die Stimmung ist erheitert. Der erste warme Apriltag hier uff jener Landzunge im Hamburger Osten erheitert die Gemüter. „Der Kapitalismus stinkt“ von Floh de Cologne dröhnt aus den Boxen. Stehtische mit weißen Tischdeckchen zieren den Platz, ein roter Teppich führt zu einer kleinen Dachboden mit einem Rednerpult. Eine Frau tanzt erheitert zur Musik.
Oben dieser Szenerie ragt bedrohlich ein Betonskelett, jener Elbtower. Noch immer stillstehen rote Baukräne um dasjenige Gebäude. Die AG Ost hat sich hier versammelt, um den Elbtower, jener was auch immer andere wie fertiggestellt ist, performativ zu eröffnen. Mit jener Aktion will die Initiative uff Versäumnisse jener Hamburger Baupolitik fürsorglich zeugen. Was die Besucher:medial jener Kundgebung, organisiert von jener AG Ost – einer Hamburger Initiative zu Händen radikaldemokratische und solidarische Stadtentwicklung – hier vor sich sehen, ist nicht nur ein Schönheitsfehler im Stadtbild, sondern nachrangig im Lebenslauf des Bundeskanzlers Olaf Scholz.
Dieser hatte den Auftrag zu Händen den Bau des Elbtowers zu seiner Zeit wie Erster Hamburger Stapi zu verantworten. Doch mehr noch steht dasjenige einstige Prestigeprojekt jener Hamburger Baupolitik zu Händen die fortschreitende urbane Neoliberalisierung deutscher Großstädte wie kein zweites.
Auf der Website des Elbtowers ist zu Vorlesung halten: Die Seite befinde sich noch im Aufbau. Was sich seither Oktober letzten Jahres nicht mehr im Aufbau befindet, ist jener Elbtower selbst: Wegen Insolvenz des Investors René Benko konnten die Arbeiter:medial nicht mehr getilgt werden, weshalb jener Bau gestoppt wurde. Ein Debakel mit Ansage: Die Vergabe an den Großinvestor Benko, verdongeln milliardenschweren Immobilienspekulanten aus Ostmark, war höchst umstritten. Und dasjenige aus Gründen: Benko musste wegen eines Korruptionsdeliktes schon 2012 eine Bewährungsstrafe in Kauf nehmen, seine Signa-Gruppe genoss verdongeln extrem zweifelhaften Ruf. Noch ehe Olaf Scholz 2018 stolz verkündete, man habe mit jener Signa-Gruppe verdongeln tollen Investor zu Händen dasjenige Projekt gefunden.
Palast des Konsums statt sozialer Begegnungsstätte
Was hier, zwischen Bahntrassen, Norderelbe und Oberhafenkanal entstehen sollte, war ein Palast des Konsums, 245 Meter hoch, geplant wie dasjenige höchste Gebäude Hamburgs. In seiner Symbolik jener sozialen Abschottung wäre es kaum zu übertreffen gewesen: Luxushotel, Galerien, Fitness- und Wellnessräume sollten hämisch zwischen jener Hafencity und Rothenburgsort, einem jener einkommensschwächsten Stadtteile Hamburgs, thronen.
Zum Unmut jener AG Ost, die sich wie Initiative, dort aus verschiedenen Vereinen aus dem Hamburger Osten, gegen die verstärkte Kommerzialisierung von Wohn- und Gewerbeflächen einsetzt. „Wir erfordern zu Händen eine lebendige Stadt vielseitige Nutzungsmöglichkeiten und niedrigschwellig zugängliche Räume und keine uff Hochglanz polierten Elbtower“, so Nina Manz, Sprecherin jener Initiative.
Dass jener stadtpolitische Nutzen des Wolkenkratzers nebst jener Planung nur wenig im Vordergrund stand, bestätigt nachrangig Stadtsoziologin Ingrid Breckner. Vielmehr habe man ein Aushängeschild zu Händen ausländische Investoren schaffen wollen, dasjenige zusammen wie Wahrzeichen und wie symbolischer Stadteingang fungieren sollte, sagt Breckner dem Freitag.
Wir erfordern die Räume
Doch jener Ruf nachher nicht-kommerziell nutzbaren und rollstuhlgängig zugänglichen Räumen ist nicht nur in Hamburg laut. Der Rückbau dieser soziokulturellen Begegnungsstätten ist in vielen deutschen Städten evident. So sind in Hamburg zwischen 2015 und 2022 etwa Grünflächen in jener Größe von 131 Fußballflächen verschwunden.
„Die Raumbedarfe existieren“, so Nina Manz von jener AG Ost. Zwar ist die Lage des Elbtowers wie Wohnraum aufgrund von starker Lärmbelästigung durch die angrenzende Schnellstraße und einer hohen Schadstoffbelastung durch den nahegelegenen Binnenhafen ungenau. Doch jener Bedarf nachher Räumen besteht nachrangig Abseitsposition von bezahlbarem Wohnraum.
Pro Kunst, Kultur, Forschung und soziales Schaffen, wolle man die Räume des Elbtowers in Zukunft nutzen, erklärt Manz. Dabei hat dasjenige Bund viele Ideen: Von jener Schaffung von einem Stadtteilzentrum übrig die Errichtung einer Radiostation, solange bis hin zur Nutzung wie Bootsanleger reichen die Ideen jener AG Ost hierbei.
Auf jener Dachboden beginnt nun eine wie Alien verkleidete Person ihre Forderungen nachher einem Paradigmenwechsel in jener Stadtentwicklung ins Mikro zu rufen. Wie ein Raumschiff wirkt jener massive Rohbau, an den sich jener Blick nicht so recht gewöhnen mag.
Stadt muss selbstgemacht sein
Dass Stadtplanung zwar nicht ausschließlich von oben herab vorbeigehen sollte, liegt uff jener Hand. Laut Stadtsoziologin Ingrid Breckner entstehen Räume des Austauschs, wie etwa soziokulturelle Stadtteilzentren, durch Vereinbarungen zwischen Politik und Zivilgesellschaft.
„Durch solche, oftmals langjährigen Prozesse jener Aushandlung, werden die Leute vor Ort involviert“, sagt Breckner dem Freitag. So entsprächen die entstehenden Begegnungsstätten den Bedürfnissen jener Einwohner:medial, welches durch die Formalisierung solcher Prozesse nicht unbedingt jener Fall sei, so die Professorin zu Händen Stadt- und Regionalsoziologie.
Förderungen zu Händen Projekte, die zu Händen eine soziale und partizipative Stadtentwicklung eintreten, könnten zwar ein Mittel sein, um die Prekarisierung von Kulturschaffenden und die Verdrängung von Mieter:medial zu bekämpfen. Doch ergänzt werden müsse eine politisch-administrative Unterstützung immer nachrangig durch ein aktives Gestalten jener Stadt durch ihre Bewohner:medial, so Breckner.
Das betont nachrangig Nina Manz, Sprecherin jener AG Ost: „Stadtgestaltung passiert damit, dass ich die Stadt benutze. Wenn ich durch sie spazieren gehe, wenn ich in ihr arbeite, ja nachrangig, wenn ich in ihr feiere. Die Ideen und Pläne sind schon da. Das muss nicht was auch immer am Reißbrett neu unwahr werden.“
Einen Paradigmenwechsel wird es in jener Stadtentwicklung nicht verschenken
Das Alien hat mittlerweile die Dachboden verlassen. Nun tritt ein Aktivist in Anzug, angekündigt wie Bausenator, uff die Dachboden. In einer verblüffend langweilenden Seriosität erklärt jener junge Mann, die Stadt Hamburg wolle nun mit jener AG Ost zusammenarbeiten. Das Publikum jubelt. Ein Jubel, getränkt von jener bitteren Erkenntnis: Einen Paradigmenwechsel wird es in jener Stadtentwicklung wohl so schnell nicht verschenken.
Nach jener Rede des „Bausenators“ wird eine überdimensionale Schere hervorgezogen, ein Absperrband durchschnitten und lila rauchende Pyrotechnik wund. Dass dasjenige Traumschloss einer Revitalisierung des Elbtowers genau so verpuffen könnte wie die lila Pyrotechnik übrig dem Hamburger Frühlingshimmel, ist vielen Aktivist:medial vor jener Rednerbühne intellektuell.
Wer hätte sozusagen von diesem Turm, jener mit einer Höhe von 245 Metern jener drittgrößte Deutschlands werden sollte, gar profitiert? Dass die Bedürfnisse und Wünsche jener Einwohner:medial hierbei mit Füßen getreten wurden, wird offensichtlich, wenn man mit den älteren Pärchen, Skater:medial und Passant:medial spricht, die heute ihren Weg an den Rand jener Hafencity gefunden nach sich ziehen.
So erzählt eine ältere Frau, die im Hamburger Osten wohnt: „Gewünscht hätten wir uns leicht mal gefragt zu werden, welches wir wollen. Von dem Elbtower profitiert niemand, jedenfalls niemand von den Leuten hier vor Ort.“