Polen: Richtungsweisende Präsidentschaftswahl in Polen hat begonnen
In Polen hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl begonnen. Die Abstimmung gilt als richtungsweisend: Ein Sieg des proeuropäischen Kandidaten Rafał Trzaskowski von der liberalkonservativen Bürgerplattform würde den Weg für die Reformen der Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk frei machen. Mit dem Rechtsnationalisten Karol Nawrocki wäre dagegen eine Fortsetzung der Blockadepolitik des scheidenden Staatschefs Andrzej Duda zu erwarten.
In den Umfragen lag der 53-jährige Trzaskowski, der derzeit Bürgermeister der Hauptstadt Warschau ist, zuletzt mit gut 30 Prozent vorn. Der 42-jährige Nawrocki, der von der nationalkonservativen früheren Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützt wird, kam auf etwa 25 Prozent, gefolgt von dem Rechtsaußen-Kandidaten Sławomir Mentzen mit rund zwölf Prozent.
Insgesamt stehen 13 Kandidaten und Kandidatinnen auf dem Wahlzettel. Beobachter rechnen daher mit einem knappen Rennen, das sich vermutlich erst in der Stichwahl am 1. Juni entscheidet.
Cyberangriffe gegen Tusks Regierungskoalition
Vor der Wahl kam es zu mehreren Cyberangriffen gegen Webseiten der proeuropäischen Regierungskoalition. Ministerpräsident Tusk machte russische Hacker dafür verantwortlich. Laut Tusks Stabschef Jan Grabiecs wurde die Website der liberalen Bürgerplattform durch sogenannte DDoS-Attacken lahmgelegt. Dabei werden Server durch eine Vielzahl von Anfragen überlastet, sodass Websites vorerst nicht mehr aufgerufen werden können.
Am Donnerstag hatte das polnische Forschungsinstitut für Cybersicherheit bekannt gegeben, dass es russische Versuche der Einflussnahme auf die Wahl aufgedeckt habe. In den vergangenen Monaten seien „neue Informationskampagnen“ entdeckt worden, die darauf abzielten, den „Ablauf der Wahl zu destabilisieren“. So seien Hunderte Fake-Accounts im Onlinedienst X identifiziert worden. Dabei sei es oft um polarisierende Themen wie Sicherheit, Einwanderung und Außenpolitik gegangen.
Die Wahllokale sind bis 21.00 Uhr geöffnet. Nach Schließung der Wahllokale werden erste Prognosen auf Grundlage von Nachwahlbefragungen veröffentlicht, das endgültige Ergebnis wird am Montag erwartet.