Podcast “Ukraine – die Lage”: Sicherheitsexperte Mölling erwartet weiter harte Kämpfe um Bachmut
Podcast “Ukraine – die Lage” Sicherheitsexperte Mölling erwartet weiter harte Kämpfe um Bachmut

Ukrainische Soldaten feuern eine Panzerhaubitze auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut
© LIBKOS / AP / DPA
Bei den Kämpfen im Osten der Ukraine geht es um weit mehr als um bloßen Gebietsgewinn – längst ist die Belagerung der Stadt Bachmut zur Symbolschlacht geworden. Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet weiter harte und verlustreiche Gefechte.
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling erwartet weiter harte und verlustreiche Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast “Ukraine – die Lage”, nach Angaben der ukrainischen Seite kämen auf einen toten eigenen Soldaten sieben getötete Russen. Auch wenn dies von westlichen Quellen etwas zurückhaltender eingeschätzt werde, sei sein Eindruck, dass man in Kiew zu der Haltung gekommen sei, “das lohnt sich noch. Der Blutzoll ist in Ordnung”. Er spreche das bewusst so aus, auch wenn die Sicht gerade einem deutschen Publikum sehr unangenehm erscheinen müsse. Es komme nun darauf an, wer das länger durchhalten könne.
Die zweite Erwägung sei, dass die ukrainische Führung offenbar den Eindruck gewinne, dass die “russische Seite kurz vor dem Kollaps der Offensive ist”. Daher wolle man den Druck hoch halten und nicht nachgeben. Wie der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik erläuterte, sei auch mit einem Nachgeben der Russen nicht zu rechnen. Dort gehe es nicht zuletzt um eine Auseinandersetzung zwischen dem Verteidigungsministerium und den Wagner-Truppen, die in Bachmut ihre Durchschlagskraft unter Beweis stellen wollten. “Russland kann nicht sagen: Dann ziehen wir uns eben zurück – weil es so ein politisches Symbol geworden ist”, erklärte Mölling. Dies gelte unabhängig davon, dass die Einnahme von Bachmut für die russischen Kräfte auch mit Risiken verbunden wäre, da sie dadurch für ukrainisches Artilleriefeuer leichter erreichbar würden.
Vorbereitungen für neue Offensive in der Ukraine
Mölling sagte, in der Ostukraine beginne um diese Jahreszeit eine Phase, in der Fahrzeuge außerhalb befestigter Straßen im Schlamm versinken. Raumgreifende Operationen seien daher erst später möglich. Im Moment gehe es für die Ukrainer darum, eine kommende Offensive vorzubereiten und zugleich die Truppen des Gegners an den jetzigen Fronten so weit wie möglich zu schwächen. Aus einer militärischen Perspektive sei das Verhältnis der Verluste in Bachmut in der Tat wichtig, da dies Auswirkungen auf die künftigen Offensivfähigkeiten der Kontrahenten auch an ganz anderen Frontabschnitten habe. Russland sah er durch die verlustreichen Kämpfe der vergangenen Wochen und Monate geschwächt: “Offensichtlich sind wir schon an dem Punkt, wo die 300.000 ausgehobenen Zwangsrekruten vom letzten Jahr verbraucht worden sind – und ich sage auch das ganz bewusst, denn die sind ja nicht als Menschen ausgehoben worden, sondern als Kanonenfutter.”
Source: stern.de