Picnic-Lieferdienst steigt ein: Das schwierige Geschäft mit Kochboxen
Diese Frage hören Eltern kleiner Kinder oft: „Was gibt es heute Abend zu essen?“ Frederic Knaudt bekommt sie von seinen beiden Kindern täglich gestellt. Der 38-Jährige ist Mitgründer der deutschen Gesellschaft des niederländischen Lebensmittellieferdienstes Picnic, der bislang in rund 150 deutschen Städten vertreten ist. Von dem Onlinesupermarkt können sich Verbraucher Lebensmittel und Drogerieartikel bis an die Haustür liefern lassen. Nun will das Unternehmen, das seit 2018 in Deutschland aktiv ist, Eltern bei der Auswahl der Mahlzeiten helfen – und ihnen künftig ganze Gerichte zum Kauf anbieten. Damit könnte Picnic Kochbox-Anbietern wie Hellofresh oder Delivery Hero Konkurrenz machen.
Schon mal gescheitert
Das Prinzip ist ähnlich wie bei den Wettbewerbern: Aus rund 500 Rezepten kann der Kunde auswählen, was er gern kochen möchte. Die Lebensmittel, die er für das Gericht braucht, können dann mit einem Klick gekauft werden.
Bisher gab es diese Funktion nur testweise in einzelnen Regionen, künftig soll der Einkauf nach Rezept überall möglich sein. Zielgruppe seien vor allem Familien, die wenig Zeit für Einkauf und Kochen haben, sich aber trotzdem ausgewogen ernähren wollen, sagt Mitgründer Knaudt.
Auf den ersten Blick erscheint das neue Angebot nicht besonders revolutionär: Schließlich gibt es in Deutschland schon mehrere Anbieter von Kochboxen. Doch das Geschäftsfeld ist nicht nur hart umkämpft, sondern bislang auch wenig lukrativ, wie ein Blick auf die Konkurrenz zeigt. Der Aktienkurs des Kochboxen-Anbieters Hellofresh erreichte vor kurzem den tiefsten Stand seit fünf Jahren. Neuerdings setzt das Unternehmen auf ein neues Segment: Fertiggerichte. Und während das Geschäft mit Schnellgerichten im vergangenen Quartal um 56 Prozent zulegte, ging der Umsatz mit Kochboxen um knapp sieben Prozent zurück.
Knaudt weiß zudem aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, Mahlzeiten zum Nachkochen zu verkaufen. Denn er ist damit schon einmal gescheitert. 2012 gründete er das Start-up Kochzauber. Es war das erste Unternehmen in Deutschland, das frische Lebensmittel per Post verschickte. Der Discounter Lidl kaufte das Unternehmen, stellte es aber schon 2019 wieder ein. Kochboxen hätten keine „langfristige Wachstumsperspektive“ in Deutschland, hieß es damals vom Discounter. Sie seien zu früh mit ihrer Idee gewesen, ist sich Knaudt hingegen sicher.
Jeder zweite Haushalt
Vom schleppenden Geschäft der Konkurrenz lasse er sich nicht beunruhigen, behauptet Knaudt. Dafür mache Picnic zu vieles anders. „Die Deutschen sind sehr preisbewusst“, sagt er. Für ihn einer der Gründe, warum viele nicht zur Kochbox greifen. Doch während ein Gericht bei der Konkurrenz schon mal über 6 Euro pro Person kosten kann, liegt der Preis bei Picnic im Durchschnitt bei rund 3 Euro pro Person.
Außerdem müsse man anders als bei den Kochbox-Anbietern kein Abo abschließen, was den Kunden flexibler mache und ihn nicht zwinge, sich festzulegen. „Uns treibt an, wie Familien schnell und gesund kochen können“, sagt Knaudt. In Zukunft will Picnic 60 Prozent aller Haushalte mit seinem Lieferdienst erreichen. Ob das mit Gerichten wie „Bunte Tortellini-Pfanne“ oder „Feta-Ofen-Pasta“ gelingen kann, wird sich zeigen.