Performance Days München: Die Reise zur Kohlenstoffneutralität

Für die kommende Veranstaltung am 4. und 5. Oktober in München können sich die Macher der Performance Days ein weiteres Segment mit dem Schwerpunkt auf Funktionsmaterialien für Schuhe vorstellen.

Die Münchener Spezialmesse für Funktionsstoffe, -fasern und -materialien macht CO₂-Reduktion zum Hauptanliegen. Die Anbieter treiben die Entwicklung von Fiber-to-Fiber-Produkten und das Schließen des textilen Kreislaufs durch neue Recycling-Methoden weiter voran.

Um das Neueste zum Thema Carbon-Reduzierung zu erfahren sowie andere nachhaltige Stoff- und Faser-Entwicklungen zu entdecken, sind nicht nur Johanna-Charlotta Eßer und Raimund Dürr vom Sourcing-Team Hess Natur nach München gekommen. Die Besucher der Performance Days – vom Designer bis zum Produktmanager und Beschaffungs-Experten – sind begierig darauf, sich zu informieren und auszutauschen.

Das spiegelt sowohl die Frequenz an den Ständen als auch das große Interesse an den Vorträgen und Gesprächsrunden auf der Forumsfläche wider. Viele Aussteller sprechen von erfolgreichen zwei Tagen. Luca Olivini vom japanischen Funktionsstoffanbieter Asahi Kasei: “Die Performance Days Munich sind die bedeutendste Messe in Europa. Hier muss man einfach sein.”
Claus Habbicht vom Performance Day-Messeteam ist zufrieden: “Die Stimmung ist gut, der Bedarf da, es wird gesourced. Die Aussteller signalisieren ihren Wunsch nach Messe.” Diesmal präsentieren sich rund 300 Aussteller, auch der asiatische Teil ist nach der Pandemie wieder komplett vertreten. Für alle gilt: Es dürfen nur diejenigen kommen, deren Produkte nachweislich nachhaltig sind.

Für die kommende Veranstaltung am 4. und 5. Oktober gibt es schon erste Expansionspläne: “Wir könnten uns ein eigenes Segment für das Schuh-Sourcing vorstellen. Hier gibt es viel Potenzial in Sachen Nachhaltigkeit wie beispielsweise sustainable leather”, so Habbicht. Ein Vorhaben, das sowohl bei Sportschuh-Designern als auch bei Faser- und Gewebelieferanten auf offene Ohren treffen dürfte, bestätigt beispielsweise Malayka Erpen von Cordura.

CO₂-Reduktion im Fokus

Trotz der aktuell großen Medienpräsenz des PFAS-Themas, sprich des Verbots von PFC-Chemikalien bis 2025 durch die EU, steht in München ein anderes noch stärker im Fokus: die CO₂-Reduktion. Dazu Carina Dietrich von Sympatex: “Es ist gut, dass PFAS so mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen hat, aber wir sind schon einen Schritt weiter und setzen auf CO₂-reduzierte Fiber-to-Fiber-Produkte.” Insgesamt sechs dieser recycelten Alternativen hat der Membran-Spezialist schon im Programm. Es geht um das Recyceln von sortenreinen Polyester-Membranen, darum, den textilen Kreislauf zu schließen und CO₂ einzusparen. Bis 2030 soll das gesamte Sympatex-Sortiment aus recycelten Alternativen bestehen.

Auch beim israelischen Nylon-Spezialisten Nilit geht es um Kohlenstoffneutralität. Das aus Biogasen hergestellte Sensil by Natur Nylon 6.6 sei seit Februar ISCC-zertifiziert, sagt Christiane Rauch: “Man muss Konzepte haben, die greifen und auch wirklich nachhaltig sind.” Auch beim Recyceln stelle sich immer wieder die Frage: Verbraucht es zusätzliche Ressourcen, ist es schädlich oder nicht?

Für Peter Mügge vom taiwanesischen Performancestoff-Anbieter Evereste geht der Weg zur Kohlenstoffneutralität einher mit der Entwicklung neuer Garne aus alternativen Rohstoffen wie zum Bespiel die Gewinnung von Nylongarnen aus alten Autoreifen oder Fischernetzen. “Die Challenge dabei ist, sortenreines Polyester zu erhalten, also Mischgewebe auseinanderzubekommen.”

Transparente Nachverfolgbarkeit

Um CO₂-Reduzierung gewährleisten zu können, wird auch die transparente Nachverfolgbarkeit der Produktionskette immer wichtiger. So bietet beispielsweise Nilorn einnähbare Textil-Etiketten – aus recycelten und biobasierten Rohstoffen – mit integrierter Chip-Technologie. Die auf den Datenträger-Produkten gespeicherten Informationen können per Smartphone vom Endverbraucher gescannt und gelesen werden.

Dass speziell junge Konsumenten sich immer besser auskennen und umfassend informiert werden wollen, stellt nicht nur Florian Schneiderbanger vom Spezialisten für Wärmeisolierungen PrimaLoft fest: “Als Ingredient Brand ist es heutzutage immer wichtiger, beim Kauf eines Kleidungstücks auf einem Hangtag o.ä. mit Namen erkennbar zu sein.”

Networking funktioniert auf Performance Days ohne Zweifel. Das nutzt auch Peter W. Betsche vom chinesischen Hemdenstoffanbieter Luthai, der mit großen deutschen Herstellern wie Olymp, Seidensticker, Eterna und Casamoda zusammenarbeitet. Jetzt startet das Unternehmen mit Funktionsstoffen und stellt hier zum ersten Mal aus. Mit sogenannten Hybrid-Geweben, die aus Baumwoll-Stapelfasern und Filament bestehen, also ein Mix aus Natural und Manmade Fibres, zielt Luthai auf den Bereich Outdoor-Lifestyle. Angesprochen werden sollen Hersteller wie Schöffel, Peak Performance, Vaude oder Mammut, die funktionelle Hemdenstoffe mit  modischer Optik suchen. “Bei uns kann man auch 500 Meter Stoff bestellen”, betont Betsche.