Pentixapharm-Chef Eckert: Vom Theater an die Markt

Es hat Tradition, dass sich Literaten auf der Suche nach ihren Themen im Wirtschaftsleben bedienen. Der Kaufmann von Venedig, die Buddenbrooks, Madame Bovary lassen grüßen. Reichlich ungewöhnlich ist es dagegen, wenn aus einem Theaterkritiker ein Unternehmer wird. Andreas Eckert, inzwischen 63 Jahre alt, ist dieser Schritt nachweislich geglückt. In der Pharmabranche hat er sich als Seriengründer bewährt. Nächste Woche will er die Frankfurter Börse zu seiner Bühne machen, und das ist in diesem Absatz schon die zweite Konstellation mit Seltenheitswert. Denn Eckert plant einen Biotechbörsengang. Das hat es in Frankfurt seit 2016 nicht gegeben.

Pentixapharm heißt das Unternehmen. Strahlenmedizin ist das Arbeitsgebiet. Mit einer neuartigen Behandlungsmethode will die Firma der Volkskrankheit Bluthochdruck zu Leibe rücken, an der allein in Deutschland mehr als 20 Millionen Menschen leiden. Das soll mithilfe von radioaktiven Atomen gelingen. Sie sollen präzise nachweisen, ob eine Drüsenfehlfunktion in einer der Nebennieren die Krankheit verursacht.

Wo das zutrifft, könnten sich diese Drüsen mit wenig Aufwand verschließen lassen. Als „Theranostikum“ bezeichnet Eckert das Produkt, das sich zurzeit in der klinischen Prüfung befindet, und zwar schon in der dritten und letzten Phase vor der angestrebten behördlichen Zulassung.

Eine Waffe gegen den Bluthochdruck

Der Clou ist, dass es die junge Firma schon so weit gebracht hat, ohne großes Aufsehen zu erregen – und dass Andreas Eckert die zusätzlichen Mittel, die bis zur Zulassung voraussichtlich nötig sind, untheatralisch auf nicht viel mehr als 50 Millionen Euro beziffert. Ein Klacks im Vergleich zu den Unsummen, die Pharmakonzerne üblicherweise bis zur Marktreife veranschlagen.

Wie das geht? Die neue Firma ist eine Abspaltung des Berliner Strahlen- und Medizintechnikunternehmens Eckert & Ziegler, das Eckert und sein damaliger Kompagnon Jürgen Ziegler 1992 gegründet haben und das heute viele Pharmakonzerne mit seinen Diagnosemitteln beliefert. Eckert, der seinen Weg zum Unternehmertum einst fand, indem er seine dramaturgischen Dienste Gründern zur Ausgestaltung ihrer Geschäftspläne anbot, ist Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender. Das im S-Dax geführte Unternehmen bringt es auf rund 1000 Mitarbeiter, 250 Millionen Euro Umsatz und eine Marktkapitalisierung von fast einer Milliarde Euro.

Unter diesem Dach wurden die neuen Radioisotopen ausgiebig getestet. Deshalb ist die junge Firma auf dem Weg zur Zulassung jetzt schon so weit. Für Pentixapharm wolle er vorerst bloß eine überschaubare Zahl neuer Anteilseigner an Bord holen, vertraut Eckert der F.A.S. an. Die Zukunftspläne seien gleichwohl groß. Wenn alles so kommt wie erhofft, sollen bald die Geldtöpfe der angloamerikanischen Welt angezapft werden. „Frankfurt ist dafür nur ein Zwischenschritt“, sagt er.