Partygate-Affäre: Boris Johnson soll private Nachrichten und Tagebücher offenlegen

Der britische Ex-Premierminister Boris Johnson ist in der Partygate-Affäre dazu aufgefordert worden, private WhatsApp-Nachrichten und Tagebücher offenzulegen. Die Leiterin des Untersuchungsausschusses zum Umgang der britischen Regierung mit der Corona-Pandemie, Heather Hallett, drohte mit juristischen Schritten, falls sie die unbearbeiteten Unterlagen nicht rechtzeitig erhalte. „Der gesamte Inhalt dieser Dokumente ist möglicherweise relevant für die Ermittlungen“, sagte Hallett.

Die Polizei in Großbritannien untersucht neue Vorwürfe rund um die sogenannte Partygate-Affäre. Die Zeitung The Times hatte enthüllt, dass das Cabinet Office, die zentrale britische Regierungsbehörde, neue Informationen über mögliche Lockdown-Verstöße auf dem Landsitz von Johnson in Chequers an zwei Polizeibeamte überreicht hatte. Durch Tagebücher, die Anwälte der Regierung für die öffentliche Untersuchung überprüft hatten, waren die möglichen Verstöße offenbart worden.

Bisher nur bearbeitete Ausschnitte übermittelt

Bisher habe das Cabinet Office laut Hallett nur bearbeitete Ausschnitte aus Tagebüchern, Notizbüchern und privaten Handynachrichten von Johnson übermittelt. Daher forderte die Leiterin des Untersuchungsausschusses nun die komplette Herausgabe der Unterlagen. Johnson kündigte in einem Brief an Hallett an, er werde ihrer Forderung nachkommen. Er habe die Regierungsanwälte, die ihm bei der Untersuchung helfen sollten, entlassen.

Im vergangenen Juli war der 58-jährige nach einer Reihe von Skandalen als Premierminister zurückgetreten. 2021 war bekannt geworden, dass es während des Corona-Lockdowns immer wieder Partys am Regierungssitz von Johnson in Downing Street gegeben hatte. Johnson bestritt, dass dabei gegen die von ihm selbst verhängten Corona-Regeln verstoßen wurde.

Großbritanniens amtierender Premierminister Rishi Sunak soll als damaliger Finanzminister im Kabinett von Johnson ebenfalls an einem der Treffen in Downing Street teilgenommen haben. Sunak soll laut einer Sprecherin aber nicht bei den nun untersuchten Treffen auf Johnsons Landsitz in Chequers dabei gewesen sein.