News des Tages: Wirtschaftswachstum, Sozialerhebung Studierende, Tina Turner Songs

1. Abwärts?

Zu den kuriosesten Kunstwörtern gehört das Negativwachstum. Nun dürfte die Floskel wieder, Verzeihung, Konjunktur haben. Denn die deutsche Wirtschaft schrumpft, jetzt ganz offiziell: Entgegen ersten Schätzungen ist Deutschland nach aktualisierten Berechnungen des Statistischen Bundesamts im ersten Quartal dieses Jahres negativ gewachsen, um 0,3 Prozent.

Da drängen sich die Fragen auf: Woran liegt das – und wie schlimm wird es? »Weil auch im Vorquartal ein Minus von 0,5 Prozent zu verzeichnen war, befand sich Deutschland nach landläufiger Definition zu Jahresbeginn in einer Rezession«, erklärt mein Kollege Christian Reiermann . »Zweimal Schrumpfen in Folge bedeutet Abschwung.« Die Ursachen: der Krieg in der Ukraine, hohe Inflation, viel Verunsicherung, weniger Investitionen, weniger Konsum.

»Aber auch der Blick nach vorn ist trübe«, berichtet Christian. »Der bekannteste und zuverlässigste Indikator in Deutschland ist der Ifo-Index. Auch seine Zahlen weisen mittlerweile nach unten.« Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum erscheine 2023 schon jetzt als ein Jahr zum Vergessen, also zum Negativerinnern.

2. Creditpoints und Scheine

Huch, zehn Prozent der Studentinnen und Studenten leben in einer eigenen Wohnung oder gar einem eigenen Haus? Das geht aus der sogenannten Sozialerhebung hervor, die das Deutsche Studierendenwerk alle drei bis vier Jahre erhebt. Bei der aktuellen Umfrage haben mehr als 180.000 angehende Akademiker Auskunft gegeben über ihren Alltag, ihr Portemonnaie und ihr Konto. Und auf den ersten Blickt wirkt es, als seien viele gar nicht so klamm, wie es das Klischee vom darbenden Studenten suggeriert. Machen die jungen Leute also ordentlich Scheine, während sie Creditpoints sammeln?

Nein, sagt mein Kollege Armin Himmelrath , »vor allem berufstätige Nebenher-Studierende verzerren das Gesamtbild«. Sie werden erst neuerdings erfasst und lassen die finanzielle Lage weniger dramatisch erscheinen, als sie ist. »Die Bundesregierung und besonders das FDP-geführte Bildungsministerium dürfen jetzt nicht die armen Studierenden weit unterhalb der Armutsgrenze aus dem Blick verlieren.« Denn auch das zeigt die Sozialerhebung: Mehr als 15 Prozent haben nicht einmal 500 Euro im Monat zur Verfügung, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Und elf Prozent sagen, sie wüssten nicht, wie sie in den nächsten Monaten über die Runden kommen sollen.

3. Better than all the Rest

Die Nachricht von Tina Turners Tod beherrscht die Schlagzeilen, Radiosender spielen ihre größten Hits, Redaktionen veröffentlichen Nachrufe. Denn diese Karriere, dieses Leben war wirklich außergewöhnlich: Als Kind pflückte Tina Turner Baumwolle auf einer Plantage, ihre musikalische Laufbahn begann in einem Nachtklub. »Auf einen steilen Aufstieg folgte der jähe Absturz – aber am Ende machte sie aus ihrem Leben ihr größtes Kunstwerk«, schreibt mein Kollege Tobias Rapp .

Was bleibt, sind ihre Songs. Und »die wohligen Schauer, die einem beim Hören den Rücken herunterlaufen«, wie mein Kollege Malte Göbel schreibt . Diese sieben Hits empfiehlt er besonders:

  • »Proud Mary« (1971)

  • »Nutbush City Limits« (1973)

  • »What’s Love Got to Do With It?« (1984)

  • »Private Dancer« (1984)

  • »We Don’t Need Another Hero« (1985)

  • »The Best« (1989)

  • »GoldenEye« (1995)

Und hier finden Sie die Geschichten hinter den Songs. 

Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine:

  • Russland-Unterstützer manipulieren Navigationssystem: Es sollte aussehen, als bildeten Schiffe ein 65 Kilometer langes »Z« auf dem Schwarzen Meer – dabei waren sie in Wahrheit gar nicht da: Hacker haben offenbar zu Propagandazwecken das maritime Navigationssystem AIS manipuliert.

  • Belarus erlaubt Russland Stationierung taktischer Atomwaffen: Der russische Präsident Wladimir Putin deutete schon vor Wochen eine Stationierung von Nuklearwaffen im benachbarten Belarus an, nun steht die Abmachung. Und Moskaus Verteidigungsminister erhebt neue Vorwürfe gegen den Westen.

  • USA vermuten ukrainische Spezialeinheit hinter Drohnenvorfall am Kreml: Zwei Drohnen wurden Anfang Mai nahe dem Kreml abgeschossen – die US-Regierung vermutet die Hintermänner in Kiew. Selenskyj mahnt Iran zum Nachdenken. Und: Verwirrung um Rauchentwicklung in Moskau.

  • Hier finden Sie alle aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine: Das News-Update



Was heute sonst noch wichtig ist

  • Kılıçdaroğlu verklagt Erdoğan wegen Fakevideo: Im Kampf um die Präsidentschaft in der Türkei naht die Entscheidung. Nun reicht Herausforderer Kılıçdaroğlu eine Klage ein: Amtsinhaber Erdoğan soll mit einem gefälschten Video Wähler getäuscht haben.

  • USA und Südkorea starten Schießübungen zur Abschreckung Nordkoreas: 2500 Soldaten, mehr als 600 Waffensysteme: Mit einem groß angelegten Training wollen die USA und Südkorea nach eigenen Angaben entschieden auf Bedrohungen aus Nordkorea antworten. Pjöngjang sieht eine »Kriegsübung«.

  • So wird das Wetter zu Pfingsten: Das Wetter am langen Pfingstwochenende soll meist sonnig und trocken werden – wo das anders ist, erfahren Sie hier. Und: Für Italienurlauber gibt es zumindest etwas Entwarnung.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • »Das muss die FDP jetzt beantworten«: Welche Fehler hat die Ampel beim Klimagesetz gemacht? SPD-Parteichef Lars Klingbeil spricht über den Dauerstreit der Koalition und seine Erwartungen an die FDP .

  • Warum Elon Musk Twitter nach rechts rückt: Twitter beschert Ron DeSantis einen Ruckelstart in dessen Kampagne. Darüber kann man sich amüsieren, doch Musks Neujustierung der Plattform ist folgenreich – für die USA und die Welt .

  • Das letzte Dorf: Lützerath in Nordrhein-Westfalen ist Geschichte, nun richtet sich der Blick von Klimademonstranten Richtung Osten. Doch dort reagiert man mit Befremden auf den Widerstand .


Was heute weniger wichtig ist

Don’t be funny: Die schwedische Band Abba hat Spekulationen über einen Auftritt beim Eurovision Song Contest 2024 in Schweden eine Absage erteilt. Das sei »ausgeschlossen«, sagte Mitgründer Benny Andersson, 76, in einem BBC-Interview. »Ich will das nicht. Und wenn ich nicht will, wollen die anderen auch nicht. Es ist für alle vier von uns das Gleiche. Wenn jemand Nein sagt, ist das ein Nein.«

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Öffentliche Uhr in Westerland auf Sylt

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Cartoon des Tages


Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

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Illustration: Klaus Stuttmann


Und heute Abend?

Könnten Sie mit Ihren Kindern Disneys »Arielle« gucken. Allerdings vielleicht besser die Zeichentrickversion von 1989  und nicht die Realverfilmung, die heute in den Kinos anläuft. Denn das Original wirke »spritziger als der Aufguss«, findet mein Kollege Andreas Borcholte . Arielle schmachte »in nur leicht modernisierter Kulisse ewig unemanzipiert und passiv dahin, bis Ursulas Komplott scheitert und Tiefsee-Papa Triton sie schließlich vom Fischschwanz erlöst«. Im viel kürzeren Original fiel die flunderhafte Plattheit dieser Story nicht so auf, zumal Krabbe Sebastian und Seemöwe Scuttle für turbulente Ablenkung sorgten. »Deren Spaßfaktor bleibt ohne Cartoon-Effekte nun leider selbst beim knallbunten Wasserballett auf der Strecke«, findet Andreas.

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