Nelio Biedermann: „Die Menschen sind im Kern doch ziemlich ähnlich“

Nelio Biedermann ist zwar erst 22 Jahre alt, und doch hat er in diesem Jahr den vielleicht größten literarischen Paukenschlag gelandet: Sein Roman Lázár, der die Geschichte einer adligen ungarischen Familie im 20. Jahrhundert erzählt, eroberte die Bestsellerlisten und wurde in über 20 Sprachen übersetzt. Auf der Frankfurter Buchmesse sprach Biedermann darüber am ZEIT-Stand mit Adam Soboczynski, Literaturchef des Feuilletons der ZEIT.

Biedermann gab Einblicke in seine Recherchearbeit für den Roman, der auch von seiner eigenen Familiengeschichte inspiriert ist. Er erzählte, dass er dafür zu seinem Großonkel nach Budapest gefahren sei, um das Familienarchiv zu sichten. Um die historischen Figuren in ihrer Zeit besser zu verstehen, habe er verschiedene Texte aus der damaligen Zeit wie den Radetzkymarsch oder Romane von Thomas Mann gelesen. 

„Ich habe dabei gemerkt, dass vieles gleich geblieben ist. Die Menschen sind im Kern doch ziemlich ähnlich geblieben“, sagte Biedermann. Das sei eine wichtige Erkenntnis gewesen, schließlich habe er sich gefragt, ob er überhaupt nachvollziehen könne, wie Menschen zu dieser Zeit gedacht hätten, ob es nicht eine Anmaßung sei, darüber schreiben zu wollen. „Aber in der Lektüre bin ich auf Dinge gestoßen, die ich von mir selbst kannte.“

Auch auf das Thema der Sexualität in seinem Roman kam er zu sprechen. Warum das so eine große Rolle spiele? „Es ist ein Motiv, das auch größere Elemente, die diese Familie beschäftigen, beinhaltet“, sagte Biedermann. „Die Figuren versuchen, durch Sexualität auszubrechen, sie ist aber auch gleichzeitig etwas, das sie bedroht.“ Dieser Umgang mit Sexualität stehe für die „starre Gesellschaft“, in der seine Figuren lebten.

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