Nahostkrieg: Iran greift Israel mit Raketen an

Der Iran hat einen Raketenangriff auf Israel gestartet. Das meldete zunächst die israelische Armee. Zuvor hatten US-Regierungskreise vor einem solchen Angriff gewarnt. Auch das israelische Militär hat daraufhin angekündigt, einen „groß angelegten“ iranischen Raketenangriff zu erwarten. 

Kurz nach der israelischen Erklärung bestätigten die iranischen Revolutionsgarden den Angriff: Sie hätten „Dutzende“ Raketen abgefeuert, teilten sie dem Staatsfernsehen zufolge mit. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Verweis auf das israelische Militärradio, Israel gehe von einem Angriff mit fast 200 Raketen aus. 

Explosionen in Tel Aviv und Jerusalem

Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen iranischen Regierungsbeamten, wonach das Regime in Teheran auf mögliche israelische Vergeltungsangriffe vorbereitet sei. Der Angriff sei von Ajatollah Ali Chamenei, dem geistlichen Führer des Irans, angeordnet worden.

Armeesprecher Daniel Hagari rief die Bevölkerung in einer Fernsehansprache auf, Schutzräume aufzusuchen, sobald Sirenen zu hören seien. Kurz darauf wurde in Israel landesweiter Luftalarm ausgerufen. Eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur dpa berichtete aus Tel Aviv, in der Stadt seien starke Explosionen zu hören. Das sei auch in Jerusalem der Fall, berichtete die israelische Zeitung Ha’aretz. Der israelische Luftraum wurde zunächst gesperrt.

Etwa eine Stunde nach Beginn des Angriffs gab das israelische Militär
eine Entwarnung. Es sei entschieden worden, dass es „möglich sei,
geschützte Bereiche in allen Gebieten des Landes zu verlassen“, teilte das Militär mit.
Allerdings rief es die Einwohner auf, weiterhin auf Sicherheitsansagen
der Armee zu achten. Von Verletzten hatte das Militär einem Sprecher
zufolge zunächst keine Kenntnis.

Angesichts der kurzen Flugzeit dürfte der Iran ballistische Raketen eingesetzt haben. Zuvor war unklar gewesen, welche Waffen der Iran abgefeuert hat. Während in der ursprünglichen Warnung der USA von Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen die Rede war, berichtete das Portal Axios später unter Verweis auf Insiderquellen, die Führung in Teheran wolle ballistische Raketen einsetzen. Anders als Marschflugkörper und Drohnen können sie Israel innerhalb weniger Minuten erreichen.

USA beteiligen sich an Abschuss iranischer Raketen

Die US-Regierung kündigte an, Israel bei der Abwehr des Angriffs unterstützen zu wollen. Präsident Joe Biden habe das Militär angewiesen, iranische Raketen abzuschießen, hieß es aus dem Weißen Haus. Wenige Tage zuvor hatten die USA angekündigt, ihre Verbände im Nahen Osten mit Tausenden Soldaten und mehreren Kampfjetstaffeln zu verstärken.

Einen Großangriff Irans mit insgesamt etwa 300 Flugkörpern hatte Israel bereits im April mit seinem eigenen Luftverteidigungssystem, aber auch mithilfe der USA und weiterer Verbündeter größtenteils abwehren können. Erst wenige Stunden vor dem iranischen Angriff teilte das für den Nahen Osten zuständige US-Militärkommando (Centcom) mit, eine der Staffeln sei bereits eingetroffen, die anderen unterwegs.

Das israelische Militär teilte mit, auch auf diesen Angriff gut vorbereitet zu sein. „Das Luftverteidigungssystem ist vollständig einsatzbereit“, sagte Armeesprecher Hagari vor der späteren Entwarnung. Es spüre Flugkörper „in diesem Moment“ auf und schieße sie ab. Dennoch sollten sich Zivilisten an Sicherheitsansagen des Militärs halten. 

Wenn Explosionen zu hören seien, könne es sich sowohl um Einschläge von Raketen als auch um das Geräusch ihres Abschusses handeln. „Verhalten Sie sich weiterhin verantwortungsvoll und bleiben Sie ruhig, wie Sie es bisher getan haben“, sagte Hagari. „Wir sind stark und können auch mit diesem Ereignis umgehen.“

Iran nennt Raketenangriff Reaktion auf Tötung des Hisbollah-Chefs

Die iranischen Revolutionsgarden teilten mit, der Angriff auf Israel sei eine Reaktion auf die Tötung von Hassan Nasrallah, dem Anführer der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon, durch Israels Militär. Nasrallah war am vergangenen Freitag bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Zuvor hatte die israelische Armee zahlreiche Kommandeure der Miliz, die Israel seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 mit Raketen beschießt, ebenfalls bei Luftangriffen getötet. 

In der Nacht zum Dienstag teilte Israel mit, eine begrenzte Bodenoffensive im Süden des Libanon eingeleitet zu haben. Deren Ziel sei es, militärische Einrichtungen der Hisbollah in Grenznähe zu zerstören und eine Rückkehr von Zehntausenden Israelis, die den Norden des Landes verlassen mussten, in ihre Häuser zu ermöglichen.

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