Nahostkonflikt: Die Sehnsucht nachdem Klarheit
In einem Gespräch fragte jener Filmemacher und Publizist Alexander Kluge einmal den Soziologen Niklas Luhmann, ob dieser sich im Sinne als seiner Neugierde mit Goethes Faust oder so gut wie Mephisto identifizieren würde. Darauf antwortete Luhmann: „Meine Sympathie ist immer beim Teufel. Der unterscheidet am schärfsten und sieht am meisten.“
Luhmanns spielerische Replik enthält deswegen zusammensetzen ernsten Kern, weil sie en passant zwei wichtige Einsichten benennt, die heute wichtiger denn je scheinen. Erstens: Um scharf zu unterscheiden, muss man viel sehen. Zweitens: Differenzierung ist bisweilen ein teuflisches Geschäft, weil sie oft genug keine befriedigenden Eindeutigkeiten erzeugt. Am vergangenen Wochenende konnte man in den sozialen Medien in Echtzeit erleben, welches passiert, wenn man ebendiese beiden Einsichten leichtfertig ausblendet.