Nahost: Israel weitet Militäreinsatz im Gazastreifen aus

Israelische Truppen haben nach Angaben eines Militärsprechers mit neuen Einsätzen in Gaza-Stadt
begonnen. Ziel sei es, die Kontrolle über das Gebiet zu stärken,
Infrastruktur der Hamas zu zerstören und die sogenannte Sicherheitszone
auszubauen, gab ein Armeesprecher bekannt. Seit Beginn des Einsatzes am
Vorabend seien mehrere Hamas-Mitglieder getötet und Beobachtungsposten
zerstört worden.

Das Al-Ahli Baptist Krankenhaus im Gazastreifen
wurde laut Krankenhausmitarbeitern von zwei israelischen Raketen
getroffen, die Teile der Gebäude zerstört haben. Kurz vor dem
Angriff sei ein Anruf des israelischen Sicherheitsdienstes mit
einer Warnung eingegangen, hieß es aus Krankenhauskreisen. Das
von der Hamas geführte Medienbüro verurteilte die Attacke als
„schmutziges und abscheuliches Verbrechen“. Israel würde
vorsetzlich Krankenhäuser angreifen, um dem Gesundheitssystem zu
schaden.

Israel wurde nach Angaben der Armee erneut aus dem Gazastreifen
beschossen. Die Luftwaffe habe das Geschoss im eigenen Luftraum
abgefangen, teilte die Armee mit. Verletzte habe es
nicht gegeben. Zuvor hatte es nahe der Grenze zum abgeriegelten
Küstengebiet Raketenalarm gegeben. Ein Sprecher der Armee rief nach dem
Beschuss Bewohner in ausgewiesenen Stadtteilen von Nuseirat im Zentrum Gazas in arabischer Sprache auf, auszuweichen. Man werde jeden Ort, von wo aus Raketen abgefeuert werden, mit voller Wucht angreifen.

Israel will Militäroffensive auf „fast den gesamten Gazastreifen“ ausweiten

Israel übernahm nach eigenen Angaben die Kontrolle über ein weiteres Gebiet im Gazastreifen nund will seine Militäroffensive auf fast das gesamte
Palästinensergebiet ausweiten. Verteidigungsminister Israel Katz teilte am Samstag mit, die israelischen Streitkräfte hätten die Einnahme
der zwischen den Städten Rafah und Chan Junis gelegenen sogenannten
Morag-Achse abgeschlossen. Damit werde ein großes Gebiet im Süden des Gazastreifens Teil der „israelischen Sicherheitszone“.

„Bald werden die Operationen der Armee intensiviert und auf andere Gebiete über fast den gesamten Gazastreifen
ausgeweitet – und Sie werden die Kampfgebiete räumen müssen“, hieß es
in einer an die Bewohner des Küstengebietes gerichteten Erklärung von
Katz weiter. Auch im Norden des Gazastreifens werde eine eingerichtete „Sicherheitszone“ ausgeweitet.

Der israelische Regierungschef Benjamin
Netanjahu
hatte Anfang April die Schaffung einer israelisch
kontrollierten Morag-Achse – auch bekannt als Morag-Korridor – angekündigt. Der Korridor durchquert den Gazastreifen
und trennt dabei Rafah und Chan Junis. Benannt ist der Korridor nach
der früheren israelischen Siedlung Morag, die während des israelischen
Rückzugs aus dem Gazastreifen 2005 aufgelöst worden war.

Hunderttausende Palästinenser auf der Flucht

Israel hatte Mitte März seine Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen
wieder aufgenommen, wo seit dem 19. Januar eine zwischen beiden Seiten
vereinbarte Waffenruhe galt. Außerdem startete Israel eine neue
Bodenoffensive und übernahm die Kontrolle über immer größere Teile des Gazastreifens. Hunderttausende Palästinenser sind auf der Flucht. Erklärtes Ziel der
israelischen Regierung ist es, den Druck auf die Hamas für eine
Freilassung der in ihrer Gewalt verbliebenen israelische Geiseln zu
erhöhen.

Am Samstag rief die israelische Armee die
Bewohner der Stadt Chan Junis zur Evakuierung auf. Israelische Soldaten
seien in der Gegend mit großer Truppenstärke im Einsatz und würden jeden
Ort angreifen, von dem aus Raketen abgefeuert würden, teilte ein
israelischer Armeesprecher im Onlinedienst X mit. Die Bewohner von Chan
Junis sollten sich sofort in Schutzunterkünfte in der weiter westlich
gelegenen Ortschaft Al-Mawasi begeben.

Derweil wollte am Samstag eine hochrangige
Hamas-Delegation in Kairo mit ägyptischen Vermittlern neue
Waffenruhe-Verhandlungen für den Gazastreifen
führen. „Wir hoffen, dass das Treffen zu echten Fortschritten führt“,
sagte ein mit dem Verhandlungen vertrauter Hamas-Vertreter der
Nachrichtenagentur AFP. Die Hamas wolle eine Beendigung des Krieges und
„den vollständigen Abzug“ der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.