Naher Osten: USA stoßen 60-tägige Waffenruhe im Gazastreifen vor

Die USA haben Israel und der Terrororganisation Hamas einen neuen Vorschlag für eine Befriedung des Gazakriegs unterbreitet. Er sieht unter anderem eine 60 Tage dauernde Waffenruhe vor, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf das Dokument berichtete. Weiterhin sollen die Hamas-Terroristen demnach in der ersten Woche nach Abschluss der Vereinbarung 28 lebende und tote israelische Geiseln an Israel übergeben. Nach Berichten israelischer Medien handelt es sich um zehn lebende Geiseln und 18 Leichen. 

Im Gegenzug soll Israel den Berichten zufolge 125 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Gefangene freilassen. Hinzu komme die Übergabe der Überreste von 180 getöteten Palästinensern. Außerdem sehe der Plan vor, dass nach der Unterzeichnung des Abkommens Hilfsgüter in den Gazastreifen geschickt werden. 

US-Angaben zufolge hat Israel dem Entwurf für ein Abkommen bereits zugestimmt. Die Sprecherin von Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt, sagte, Israel befürworte und unterstütze den Plan. Die Gespräche mit der Hamas dauerten dagegen noch an. Die USA hofften, dass es eine Waffenruhe geben werde, damit alle Geiseln aus dem Gazastreifen heimgebracht werden könnten, sagte Leavitt.

Hamas stellt baldige Reaktion in Aussicht

Die Hamas teilte mit, sie habe den Vorschlag erhalten und prüfe ihn „verantwortungsvoll, um den Interessen unseres Volkes zu dienen, ihm Erleichterung zu verschaffen und einen dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen zu erreichen“. Wie Reuters berichtete, wollen die Terroristen am Freitag oder am Samstag auf den Vorschlag reagieren.

Der hochrangige Hamas-Funktionär Sami Abu Zuhri sagte der
Nachrichtenagentur, die Bedingungen des Plans spiegelten die Position
Israels wider und enthielten keine Verpflichtungen zur Beendigung des
Krieges, zum Abzug der israelischen Truppen oder zur Gewährung von
Hilfsleistungen, wie die Hamas sie gefordert habe.

Israelische Armee setzt Kämpfe fort

Unterdessen rief die israelische Armee die Zivilbevölkerung im Gazastreifen auf, mehrere Gebiete im Norden des Küstenstreifens unverzüglich zu verlassen. „Terroristische Organisationen führen Sabotageaktivitäten in den Gebieten durch, und daher wird die Armee ihre Offensivaktivitäten dort ausweiten, um die Fähigkeiten der terroristischen Organisationen zu zerstören“, schrieb ein Militärsprecher auf X. Die Gebiete seien nun „gefährliche Kampfzonen“. Die Menschen sollen sich demnach in Richtung Westen begeben. 

In dem Post waren das vorgesehene Angriffsgebiet sowie die Gegenden, in die sich die Menschen begeben sollen, mittels einer Grafik gekennzeichnet. Bereits vergangene Woche hatte das UN-Nothilfebüro OCHA mitgeteilt, dass 81 Prozent des Gazastreifens unter israelischer Kontrolle stünden, von Vertreibungsbefehlen betroffen seien oder sich in deren Überschneidungsbereichen befänden. 

Die humanitäre Lage in dem schmalen Küstenstreifen ist weiter katastrophal. Zwar hat Israel eine monatelange Blockade aufgehoben und lässt seit einigen Tagen wieder Hilfsgüter die Grenze passieren. Jedoch leiden weite Teile der Bevölkerung Gazas weiter Hunger. Ein neues, stiftungsbasiertes Verteilsystem für die Hilfen ist umstritten. International wird die Kritik an Israels Kriegsführung daher immer größer. Auch in Deutschland ist eine Debatte über die Solidarität mit Israel entbrannt. 

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