Nachruf: Zum Tode von Hans Leinweber

Hans Hugo Rudolf Leinweber führte das Familienunternehmen seit Mitte der 60er Jahre. Anfang der 2000er zog er sich sukzessive zurück.

Hans Hugo Rudolf Leinweber war in der Schuhbranche sehr geschätzt. Das Berliner Familienunternehmen AS-Gruppe (u.a. Aktiv Schuh und Shoe City) hat er in dritter Generation als geschäftsführender Gesellschafter über Jahrzehnte geprägt und ausgebaut. Er verstarb am 15. Juni nach langer Krankheit.

„Unser Vater hat uns früh beigebracht, dass man für die Dinge, die man haben möchte, auch etwas tun muss“, sagt Marc Leinweber. Er, sein Bruder Timo-Julian Leinweber und ihre Mutter Maria Carvalho Leinweber führen die AS-Gruppe mit 47 Filialen (u.a. Aktiv Schuh, Shoe City, Hammer Schuh, Tamaris) in dritter und vierter Generation. Nach dem Tod des Vaters und Ehemannes sei der Familienzusammenhalt noch größer geworden, die Söhne wollen jetzt erst recht die Fußstapfen ausfüllen und den Schuhfilialisten in die Zukunft führen.

125 Jahre alte Historie

Seine Anfänge nahm er im Jahr 1900, als Wilhelm Lehmann in Berlin-Friedenau eine Schuhmacherei gründete. Sohn Max Lehmann und dessen Ehefrau Erna, die Mutter Hans Leinwebers, führten das Unternehmen weiter. Leinwebers Vater war im Krieg verstorben, seine Mutter hatte dann eben jenen Max Lehmann geheiratet, der jedoch in den 50er Jahren ebenfalls verstarb, sodass sie das Geschäft allein leitete.

Ihr Sohn Hans Leinweber, geboren am 14. Juli 1940, absolvierte in den 50er Jahren eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, arbeitete u.a. bei Hako in Frankfurt. In den 60er Jahren kehrte er dann nach Westberlin zurück und stieg ins elterliche Unternehmen ein.
Zunächst blieb die Expansion mit Schuhgeschäften auf Westberlin beschränkt. In den 70er Jahren übernahm Leinweber die erste Filiale außerhalb, und zwar in Hamburg. Es folgten weitere in Norddeutschland, nach der Wende expandierte er auch in die neuen Bundesländer.

Seit Mitte der 90er Jahre ist auch seine Frau Maria Carvalho Leinweber operativ im Unternehmen tätig. Hans Leinweber blieb es bis Anfang der 2000er Jahre. Seine Söhne kamen 2005 und 2006 ins Unternehmen, seit 2010 sind sie auch Gesellschafter. Er blieb fortan beratend tätig.

„Er war ein Handschlag-Typ“

Bis zuletzt habe er sich für das Geschehen im Unternehmen und im Markt interessiert. „Er hat immer seine Meinung gesagt. War ein Handschlag-Typ. Sein Lebensinhalt war die Branche“, erzählen die Söhne, die vor allem seinen Fleiß und seine Geradlinigkeit bewundern. Im Urlaub oder an Feiertagen begann er sich schnell zu langweilen. Die Füße wollte er nie hochlegen. Und er wollte nie vom Elfenbeinturm aus agieren. So war er ständig auf den Flächen unterwegs, kannte die Mitarbeitenden, war nahbar und wusste, was in den Läden los war, denn dort und nicht in der Verwaltung werde das Geld verdient, so sein Motto.

In der Branche sei er sehr geschätzt worden, das wurde der Familie jetzt noch einmal mehr bewusst durch zahlreiche Beileidsbekundungen, die sie erreichten. „Dabei war er immer sehr selbstkritisch und hätte es kaum geglaubt, dass er beliebt war“, sagt Marc Leinweber.

An ihn und seinen Bruder habe es nie die Erwartungshaltung gegeben, das Unternehmen weiterzuführen, wohl jedoch, sich in der Jugend das Geld für die Wünsche wie Führerschein und Auto selbst zu verdienen. Und so begannen sie früh, im Familienunternehmen zu jobben: in der Logistik, aber auch im Verkauf. „Er war sehr diszipliniert und hat sich alles selbst hart erarbeitet. Das wollte er uns auch beibringen“, sagt Timo-Julian Leinweber.

Am 15. Juni verstarb Hans Leinweber im Alter von 84 Jahren nach langer, schwerer Krankheit. Er sei im Kreise der Familie friedlich eingeschlafen.