Nach dem Attentat gen „Charlie Hebdo“ ist Luz erstmals wieder aufgetreten

Zehn Jahre nach dem Überfall zweier Islamisten auf die Redaktionsräume der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ ist der­jenige Über­lebende, gegen den sich wegen seines Titelbildes mit dem weinenden Propheten Mohammed für die erste Ausgabe nach dem Blutbad, das elf Menschen das Leben kostete, der meiste Hass gerichtet hat, erstmals wieder öffentlich aufgetreten.

Und zwar auf der prominentesten Bühne, die Frankreich für Zeichner zu bieten hat: der Preisverleihung des Comicfestivals von Angoulême. Dort hat Luz (der im wahren Leben Rénald Luzier heißt) den Hauptpreis verliehen bekommen: Die Auszeichnung für das beste Album des Jahres wurde seiner beim Verlag Futoropolis erschienenen Geschichte „Deux filles ­nues“ zuerkannt. Darin erzählt Luz vom Schicksal des Gemäldes „Zwei weibliche Halbakte“, das der deutsche expressionistische Maler Otto Müller kurz nach dem Ersten Weltkrieg gemalt hatte. Unter den Nationalsozialisten wählte der Käufer des Bildes, der jüdische Kaufmann Ismar Littmann, den Freitod, sein Gemälde wurde als „ent­artet“ beschlagnahmt und verkauft. 1976 ging es in die Sammlung des Museums Ludwig ein, wurde 1999 an Littmanns Erben restituiert und dann für das Kölner Haus zurückerworben.

Das Besondere an dem Comic ist, dass er aus der Perspektive des Gemäldes erzählt – und dass Luz mit dessen Geschichte die Bedrohung von Kunst thematisiert, die er selbst erfahren hat. Noch im vergangenen Herbst kam Luz nur heimlich nach Köln zu einem Termin im Museum Ludwig. Sein Auftritt in Angoulême zur Entgegennahme des Preises ist hoffentlich der Beginn einer Rückkehr zur Normalität für den Autor. Sein Comic wird auf Deutsch Anfang Mai erscheinen.

Source: faz.net