Musiktheater: Herrliche Verschwendung
Über die Uraufführung von „Venere e Adone“ in Hamburg
Die Geschichte geht so: Venus, Göttin der Liebe, hat eine Affäre mit Adonis, einem Menschen. Der ist jung und sehr gut trainiert, den Göttern gefällt die Liebelei aber gar nicht, Adonis muss sterben. Ein Wildschwein tötet ihn, die trauernde Venus lässt aus seinem Blut eine Blume sprießen. Ende.
Nicht nur in der Malerei (Tizian, Rubens), auch auf der Bühne (Ovid, Shakespeare, Henze) lässt sich damit nachweislich eine ganze Menge anfangen. Bei seiner Neukomposition Venere e Adone entscheidet sich Salvatore Sciarrino für eine buchstäblich verrückte Erzählperspektive: die des Wildschweins. Soll das ein Witz sein? Im Gegenteil, deutet Sciarrino an. Das Schwein sei die menschlichste Figur des Stücks, jahrhundertelang sei sie mit im Bild gewesen, nun bekomme sie endlich eine Stimme (und zwar Bariton). Mit dieser Art Überbau macht man im Theater in jedem Fall nichts falsch. Im Moment von Adonis’ Tod tauschen Mensch und Kreatur dann auch noch ihre Seelen, Venus beweint das Tier im Menschenleib, während Adonis, ungeliebt, im Schweinsgalopp davonjagt. Ist das wirklich kein Witz?