Momentaufnahmen aus Israel: „Wir haben das Gefühl, dass es nicht mehr unser Zuhause ist“

Als ich in Israel ankomme, hat die Regierung Netanjahus gerade entschieden, Rafah einzunehmen, die Großstadt im Süden des Gazastreifens. Nachdem Hunderttausende Palästinenser bereits aus dem Norden fliehen mussten und in der Stadt Zuflucht gefunden haben. Ich frage die Menschen im Land: Wo sollen die Palästinenser denn jetzt noch hingehen? Und bekomme vielfach die entsetzliche Antwort: Das hätten sie sich fragen sollen, als sie unsere Kinder am 7. Oktober abgeschlachtet haben.

Der erste Alarm wurde in Israel am 7. Oktober 2023 um 6.29 Uhr Ortszeit ausgelöst. Noch nie gab es einen so massiven Raketenangriff der Terrororganisation, die 2007 die Kontrolle im Gazastreifen gewaltsam an sich gerissen hatte. Die Hamas nennt die Operation „Al-Aqsa-Flut“. Die „47 Minuten des Grauens“ sehe ich mir zum ersten Mal im Rahmen eines Besuchs beim israelischen Militär an. Es ist zu dem Zeitpunkt die 23. Version. Immer wieder kommt neues Material hinzu. Material auf Kameras oder Handys etwa, die im Gazakrieg von israelischen Soldaten gefunden werden. Ich sitze in einem kargen leeren Raum mit einem Fernseher an der Wand. Es erscheint der Titel: Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 – Collected Raw Footage. 3.000 Terroristen infiltrierten Israel, 300 tote israelische Soldaten, 900 tote Zivilisten, mehr als 240 Geiseln. Dann sehe ich das Grauen.