Mit Hitler im Aufzug: Georges Simenon als Fotograf

Ob er schon die Bordzeitung gelesen habe, wird Georges Simenon von einer Mitreisenden gefragt, als er 1935 mit dem Dampfer von Australien nach Großbritannien unterwegs ist. Es habe nämlich „Grenzzwischenfälle“ gegeben und ein neuer Krieg stehe vor der Tür. Der erschrockene Autor geht im Geist die Grenzen seines Heimatlandes durch, er denkt an die osteuropäischen Länder, die er zwei Jahre zuvor noch bereist hatte, und fragt: „Aber, hat denn Hitler …?“ Ach was, Hitler, antwortet seine Bekannte, „In Indien finden die Kämpfe statt, und ausgerechnet in dem Gebiet, wo mein Mann in Garnison liegt.“

Simenons Reportage erschien im September 1935 in der französischen Wochenzeitung „Marianne“ als einer von zahlreichen Reisetexten, die der „Maigret“-Autor in der ersten Hälfte der Dreißigerjahre verfasste. Der Ruhm, den er sich zuvor mit seinen Kriminalromanen erschrieben hatte, war groß genug, damit ihm Periodika ausgedehnte Reisen finanzierten. Mit seiner Frau, der Malerin Regine, genannt Tigy, und oft noch von einer Geliebten begleitet, besuchte Simenon 1932 Afrika, 1933 Mittel- und Osteuropa, 1934 das Mittelmeer und unternahm vom folgenden Dezember an schließlich eine 155 Tage lange Weltreise, die ihn über New York, den Panama-Kanal, Ecuador und Tahiti nach Neuseeland und Australien führte. Zurück ging es über Südostasien und den Suezkanal.

Source: faz.net