Matthew Herbert: Es gibt Pferd
Es ist leicht, sich über Matthew Herbert lustig zu machen. Weil er seine Konzepte scheinbar so ernst nimmt, weil er Musik und Ethik so streng zusammendenkt. Herbert kennt die digitalen Werkzeuge und ihre Ästhetik aus der House Music, aber er besteht schon seit über 15 Jahren auf die Echtheit seiner Klangquellen, als hätte jede für sich eine Seele. Es war ihm zum Beispiel wichtig, das Knarzen des Holzes von Gustav Mahlers Hütte am Originalschauplatz aufzunehmen, als er einen Remix von Mahlers unvollendeter letzter Sinfonie anfertigte. Als er sich dem Thema Krieg widmete, bestand er darauf, nicht irgendeinen knisternden Feuersound aus einer Datenbank zu verwenden, sondern den Klang eines brennenden Soldatensarges im Krematorium. Für sein Album über den Gang eines Schweins von der Geburt bis auf den Teller begleitete er tatsächlich monatelang dieselbe Sau durch den Stall und über die Weide eines Biobauernhofs.