Marktbericht: Nächster Kursrutsch im Deutscher Aktienindex

Händler an der Frankfurter Börse


marktbericht

Stand: 05.11.2025 09:36 Uhr

An den globalen Börsen läuft eine Verkaufswelle, Anleger stoßen vor allem Technologiewerte ab. Auch der DAX gerät im frühen Handel erneut unter Druck. Wie tief kann der Leitindex jetzt noch fallen?

Der DAX verzeichnet zum Start in den Handel zur Wochenmitte erneut deutliche Verluste. Im frühen Handel geht es um 0,8 Prozent auf 23.759 Punkte nach unten. Die deutschen Standardwerte knüpfen damit nahtlos an ihr gestriges Kursminus an.

Längst vergessen ist der positive Wochenauftakt im DAX. Seit seinem Schlussstand bei 24.132 Punkten am Montagabend hat das deutsche Börsenbarometer bereits rund 1,5 Prozent eingebüßt. „Charttechnisch bahnt sich der deutsche Leitindex langsam aber sicher den Weg in eine größere Korrektur“, warnt Analyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades.

Anleger und Experten rätseln, wo der DAX jetzt Halt finden könnte. Eine erste Unterstützung ist auf Höhe des gestrigen Tiefs bei 23.674 Stellen auszumachen. Wichtiger ist aber die Haltezone bei 23.300 Punkten, in deren Dunstkreis auch die für den langfristigen Trend wichtige 200-Tage-Linie verläuft. Bis dahin hätte der DAX aber noch ordentlich Luft nach unten.

Hintergrund der aktuellen Kursverluste an den globalen Börsen ist die Furcht vieler Anleger, dass der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) vielleicht doch etwas übertrieben war, die hohen Börsenbewertungen vieler Techkonzerne demzufolge nicht mehr gerechtfertigt sind. Die Chefs großer US-Investmentbanken wie Morgan Stanley und Goldman Sachs hatten zuletzt die Nachhaltigkeit der jüngsten Rekordjagd an der Wall Street in Frage gestellt.

Ein weiteres Verkaufsargument liefern die gesunkenen Zinssenkungserwartungen: Fed-Chef Jerome Powell hatte in der vergangenen Woche klargestellt, dass im Dezember nicht unbedingt mit einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank mehr zu rechnen ist. Genau darauf hatten die Anleger aber gesetzt und bei Aktien kräftig zugelangt – sinkende Zinsen machen Aktien-Investments attraktiver.

Negative Vorgaben für den DAX kommen zur Wochenmitte von den Überseebörsen. An der Wall Street hatte der Dow-Jones-Index gestern mit einem Minus von 0,5 Prozent geschlossen. Der breit gefasste S&P 500 verlor 1,2 Prozent, und der technologielastige Nasdaq gab 2,0 Prozent nach. Die US-Futures deuteten auch für heute auf eine erneut schwächere Eröffnung hin.

Besonders heftig traf es am Morgen aber die Aktienmärkte in Japan und Südkorea, die erst am Vortag Rekordhochs erreicht hatten. Der japanische Nikkei-Index schloss 2,5 Prozent schwächer bei 50.212 Punkten, nachdem er zur Mittagspause noch fast fünf Prozent im Minus gelegen hatte. Die Börse in Südkorea brach zeitweise um bis zu 6,2 Prozent ein.

Im frühen Devisenhandel tendiert der Dollar zu wichtigen Währungen etwas schwächer. Im Gegenzug zieht der Euro 0,1 Prozent auf 1,1494 Dollar an.

Nach drei Verlusttagen in Folge ist der sichere Hafen Gold zur Wochenmitte wieder gefragt. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet aktuell 3.970 Dollar und damit 0,9 Prozent mehr als am Vorabend.

Am Rohstoffmarkt haben die Ölpreise ihre anfänglichen Gewinne eingebüßt und tendieren nun seitwärts. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet derzeit 64,42 Dollar und damit in etwa so viel wie am Vortag.

Am Morgen haben bereits einige DAX-Konzerne ihre Bücher geöffnet, darunter Vonovia. Der Wohnkonzern verbucht nach dem Ende der Immobilienkrise steigende Gewinne. Der bereinigte Gewinn vor Steuern (Ebit) kletterte um 6,8 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich wies Vonovia einen Gewinn von 3,4 Milliarden Euro aus, vor Jahresfrist hatten die Bochumer noch einen Verlust von knapp 600 Millionen Euro verzeichnet.

Beim Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers dürften im laufenden Jahr Handelszölle und negative Währungseffekte das Ergebnis belasten. So erwartet das Management um Konzernchef Bernd Montag für das neue Geschäftsjahr 2025/26 (per Ende September) ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 2,20 bis 2,40 Euro. Allein die Zölle dürften das Ergebnis mit 400 Millionen Euro belasten und damit doppelt so stark wie im Vorjahr.

Der Krankenhausbetreiber und Arzneimittelkonzern Fresenius hat dank einer guten Entwicklung bei seiner Arzneimittel- und Medizintechniktochter Kabi im dritten Quartal überraschend viel verdient und peilt nun für das Jahr ein noch höheres operatives Ergebnis an. Demnach soll konzernweit das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern zu konstanten Wechselkursen um vier bis acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen.

Nach einem massiven Einbruch im vergangenen Jahr hat der Autobauer BMW seinen Nettogewinn im dritten Quartal 2025 mehr als verdreifacht. Zwischen Juli und September kletterte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 256,5 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro. Der Anstieg lässt sich vor allem durch das schlechte Ergebnis im Vorjahr erklären: Der Gewinn im dritten Quartal 2024 war insbesondere wegen eines umfangreichen Fahrzeugrückrufs eingebrochen.

Das Biotechunternehmen Evotec hat den seit Sommer geplanten Verkauf seiner Produktionsanlage in Toulouse an den Schweizer Generikahersteller Sandoz besiegelt. Die Transaktion kann dem Hamburger Unternehmen potenziell mehr als 650 Millionen Dollar einbringen und damit deutlich mehr als zunächst bekannt.

Viele Verbraucher zahlen beim Energieversorger EnBW zum Jahreswechsel weniger für Gas, Haushalts- und Wärmestrom. Bereits zum 1. Dezember sinken die Preise für das Laden von Elektrofahrzeugen, wie der Karlsruher Konzern mitteilte. Insgesamt seien rund drei Millionen Kundinnen und Kunden betroffen.

Seine unverändert schwierigen Geschäfte mit Diabetesmitteln und Gewichtssenkern lassen den Pharmakonzern Novo Nordisk noch vorsichtiger auf das Jahr blicken. Die Dänen senkten ein weiteres Mal ihre Umsatz- und Gewinnziele. Im dritten Quartal hatte Novo Nordisk die Erwartungen verfehlt. Auch die beiden wichtigsten Kassenschlager Wegovy und Ozempic enttäuschten etwas.

Der weltgrößte Autobauer Toyota hat nach dem zweiten Geschäftsquartal seine Gewinnpläne angehoben – aber nicht so deutlich wie erwartet. Im zweiten Quartal musste der Volkswagen-Rivale einen herben Einbruch beim operativen Gewinn von mehr als einem Viertel auf 840 Milliarden Yen einstecken. Zölle kosteten dabei laut dem Unternehmen allein 450 Milliarden Yen.

Der US-Biotechkonzern Amgen blickt nach einem überraschend gut gelaufenen Quartal noch optimistischer auf 2025. Der Umsatz dürfte bei 35,8 bis 36,6 Milliarden Dollar liegen, teilte das Unternehmen nach New Yorker Börsenschluss mit. Experten rechneten bisher mit weniger. Beim bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) erwartet Amgen nun 20,60 bis 21,40 Dollar nach 20,20 bis 21,30 Dollar zuvor.

AMD hat ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt. „Umsatz und Ertragskraft liegen auf Rekordniveau“, sagte Lisa Su, die Chefin des Chip-Herstellers. Der Motor dieser Entwicklung sei das Geschäft mit Prozessoren für Rechenzentren und für Künstliche Intelligenz (KI). AMD hatte in den vergangenen Wochen Aufträge zur Lieferung von KI-Prozessoren an den ChatGPT-Entwickler OpenAI und an die US-Regierung erhalten.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

Source: tagesschau.de