Mark Bray | USA: Antifaschismus-Forscher Mark Bray flieht ins Exil nachdem Spanien

Mark Bray lehrte in den USA die Geschichte des Antifaschismus – und wurde so zum Ziel rechter Hetze. Nach Todesdrohungen hat der Professor mit seiner Familie das Land gen Europa verlassen


Die Flucht des Geschichtsprofessors Mark Bray nach Europa ist bezeichnend dafür, wie gefährlich politisches Engagement in einem zunehmend polarisierten Amerika geworden ist

Foto: Dave Sanders/NYT/Laif


Nach mehreren Todesdrohungen und Stunden voller Ungewissheit konnte Mark Bray endlich durchatmen. „Unser Flugzeug nach Spanien ist in der Luft“, postete der Professor der Rutgers-Universität Mitte Oktober im sozialen Netzwerk Bluesky. Der 43-jährige Historiker hatte mit seiner Familie gerade die USA in Richtung Europa verlassen. „Vielen Dank an die unzähligen Menschen, die uns in jeder Hinsicht unterstützt haben, insbesondere an alle Studierenden und Lehrenden, die uns auf jedem Schritt unseres Weges begleitet haben“, schrieb er auf der Plattform. Mark Bray war aufgrund einer rechten Hetzkampagne aus den USA geflüchtet – und hatte turbulente Tage hinter sich.

Der Geschichtsprofessor, der am Campus in New Jersey einen Kurs über Antifaschismus unterrichtete und mehrere Bücher zum Thema veröffentlichte, wollte das Flugzeug in Newark bereits einen Tag zuvor besteigen. Am Flugsteig wurde ihm jedoch mitgeteilt, dass die Buchungen von ihm und seiner Familie nicht mehr vorhanden waren.

„‚Jemand‘ hat den Flug meiner Familie in letzter Sekunde storniert“, schrieb Bray auf Bluesky. „Wir hatten unsere Bordkarten. Wir hatten unser Gepäck aufgegeben. Wir hatten die Sicherheitskontrolle passiert. Dann war unsere Reservierung an unserem Gate ‚verschwunden‘.“ Weitere Erklärungen habe er nicht erhalten.

US-Präsident Donald Trump hatte kurz zuvor bei einer Veranstaltung im Weißen Haus „sehr bedrohliche“ Maßnahmen gegen Antifa-Aktivisten angekündigt. „Das klingt vielleicht nach einer Verschwörungstheorie, aber ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist“, so Bray.

Mark Bray wurde Opfer einer Hetzkampagne von Charlie Kirks Organisation

Schon Wochen zuvor hatte er beschlossen, die USA zu verlassen. Rechte Aktivisten von der Organisation Turning Point USA hatten zuvor eine Kampagne gegen den Historiker losgetreten. Sie behaupteten, Bray sei ein „Geldgeber“ der antifaschistischen Bewegung. Bray sagte gegenüber der New York Times: „Meine Rolle ist die eines Professors. Ich war nie Teil einer Antifa-Gruppe und bin es auch derzeit nicht.“ Und fügte hinzu: „Es gibt Bestrebungen, mich als jemanden darzustellen, der die Dinge tut, die ich erforsche, aber das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein.“ Er verabscheue Faschismus, aber arbeite als Historiker und Autor. „Es ist besonders einfach, mich in eine Schublade zu stecken – den Kerl, der das Buch darüber geschrieben hat.“ Bray ist unter anderem Autor des 2017 veröffentlichten Buches Antifa. The Anti-Fascist Handbook. In den 2010er Jahren war er zudem aktiv in der linken Bewegung „Occupy Wall Street“.

In den Wochen nach der Ermordung des Gründers von Turning Point USA, Charlie Kirk, wurde eine Petition gestartet, die Brays Entlassung aus der Universität forderte. Brays Privatadresse wurde in den sozialen Medien veröffentlicht. Laut Washington Post beinhaltete eine Drohung das Versprechen, ihn vor den Augen seiner Studenten zu töten. Diese Drohungen führten zu seiner Entscheidung, mit seiner Frau und den Kindern nach Spanien zu ziehen.

„Da meine Familie und ich uns derzeit in unserem Zuhause nicht sicher fühlen, ziehen wir für ein Jahr nach Europa“, schrieb Bray in einer E-Mail an seine Studierenden. „Ich bin wirklich sehr traurig, dass ich keine Zeit mehr mit euch allen im Vorlesungssaal verbringen kann.“

Donald Trump stuft die Antifa als Terrorgruppe ein

Nach der Ermordung des rechten Aktivisten Kirk machte auch der rechte Influencer Jack Posobiec Stimmung gegen Bray. Er bezeichnete ihn als „inländischen Terroristenprofessor“. Die Rutgers-Sektion von Turning Point USA verbreitete daraufhin eine Petition, in der sie den Professor als „offenherzigen, bekannten Antifa-Anhänger“ bezeichnete. „Helfen Sie uns, diesen Professor zu melden“, forderten die Aktivisten.

In einer Erklärung teilte die Universität mit, dass sie sich nicht zu Personal- oder Verhaltensfragen von Studierenden äußere. „Die Rutgers University ist bestrebt, ein sicheres Umfeld zu schaffen, in dem alle Mitglieder unserer Gemeinschaft ihre Meinung frei äußern können, ohne Einschüchterung oder Belästigung befürchten zu müssen.“

US-Präsident Donald Trump hatte Anfang Oktober bei einem runden Tisch im Weißen Haus ein kompromissloses Vorgehen gegen die „Antifa“ angekündigt. Anwesend waren dabei auch rechte Influcencer wie Jack Posobiec. Die „Antifa“ war von Trump bereits Ende September als „terroristische Organisation“ eingestuft worden. Experten stellten die Verfassungsmäßigkeit und Durchsetzbarkeit der Maßnahme infrage – vor allem, da es sich bei dem Akteur um eine lose strukturierte Bewegung und keine feste Organisation handelt. Dies bestätigte auch eine Untersuchung des Forschungsdienstes des US-Kongresses aus dem Jahr 2020. Trump und seine Anhänger versuchen, „den Begriff auszuweiten und im Prinzip auf jeden anzuwenden, den sie nicht mögen“, sagte Bray der Nachrichtenagentur AFP.

Der Professor begrüße die für den 18. Oktober geplanten Großproteste gegen die Trump-Regierung. Seine Universitätskurse wolle er online fortführen.

Edward Helmore ist Reporter des Guardian