„Lupenreine Falschbehauptung“ – Aufregung um Zweites Deutsches Fernsehen-Beitrag zu Merz‘ Rede gen Parteitag

Fernsehbeiträge müssen geschnitten werden. Doch der Zusammenschnitt eines „heute“-Beitrags zum CDU-Parteitag suggeriert Publikumsreaktionen auf die Rede von Unions-Kanzlerkandidat Merz, die vor Ort so nie stattfanden. Ein Anwalt beurteilt den Schnitt als rechtswidrig.

Das ZDF sieht sich Kritik ausgesetzt, wonach ein Beitrag der „heute“-Nachrichten vom 3. Februar ein verfälschtes Bild vom Parteitag der CDU wiedergegeben haben soll.

Darin spricht Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu den rund 950 angereisten Delegierten, grenzt seine Partei in einer Ansprache klar von der AfD ab. Diese vertrete unvereinbare Positionen etwa in Bezug auf Westbindung und die Nato. „Die AfD ist der wichtigste Gegner für uns in diesem Wahlkampf. Wir wollen sie wieder klein machen, wir wollen sie zu einer Randerscheinung machen, da wo sie hingehört“, sagte der CDU-Vorsitzende wörtlich.

Im rund zweiminütigen ZDF-Beitrag folgt nun ein harter Schnitt, die Kamera schwenkt ins Publikum und zeigt Gruppen von Parteimitgliedern, die Merz‘ Ansprache schweigend und mit geringem Interesse zu folgen scheinen. „Trotzige Zustimmung auch bei den Delegierten aus West wie Ost“, kommentiert eine Sprecherin die Szene. Der ausgestrahlte Beitrag suggeriert, Merz‘ Ansprache sei weitgehend emotionslos aufgenommen worden.

Doch ein auf X kursierendes Video belegt das genaue Gegenteil. So brandete Applaus in der Berliner Messehalle auf, als Friedrich Merz über eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD sagte: „Und da gibt es kein Wenn und kein Aber. Gar nichts gibt es da mit uns zusammen zu machen. Gar nichts.“ Auf Bildern des Fernsehsenders Phoenix ist zu beobachten, wie Delegierte aufstehen und Beifall klatschen. Außerdem werden Plakate mit „Brandmauer“ und dem CDU-Slogan „Wieder nach vorne“ hochgehalten.

Das vom ZDF ausgestrahlte Material soll zwar vom Parteitag stammen, aber zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommen worden sein.

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X-Nutzer kritisieren, der „heute“-Beitrag zeichne ein falsches Bild der Reaktionen auf Merz‘ Grundsatzansprache. Die Mehrheit der Delegierten habe positiv bis ausgelassen auf die Rede reagiert, der Beitrag hingegen suggeriere Skepsis.

„Das ist nicht nur journalistisch unseriös, sondern presserechtlich schlicht rechtswidrig: Der Zusammenschnitt der falschen Publikumsreaktion ist eine lupenreine Falschbehauptung“, postete Dr. Carsten Brennecke, der als Rechtsanwalt für Presserecht arbeitet und nach eigenen Angaben Mitglied der Grünen ist.

Der Beitrag der öffentlich-rechtlich finanzierten „heute“-Nachrichten ist weiterhin abrufbar.

con

Source: welt.de